Sherry – Geschichte, Sorten & Tipps für Genießer

Entdecke den flüssigen Schatz Andalusiens: Sherry. Erfahre alles über seine 3.000-jährige Geschichte, das Solera-System, die Rebsorten und die Vielfalt von Fino bis Pedro Ximénez. Mit Serviertipps, Food-Pairing-Ideen, Lagerungshinweisen und Bodega-Empfehlungen – perfekt für deine Andalusien-Reise.
Sherry
Tío Pepe ist eine der weltweit bekanntesten Sherry-Marken ( © DW )

Sherry: Der flüssige Schatz Andalusiens

Du planst eine Reise nach Andalusien oder bist schon mittendrin? Dann kommst du an einem der faszinierendsten Getränke der Welt nicht vorbei: Sherry.

Dieser spanische, verstärkte Weißwein ist weit mehr als das verstaubte Image, das ihm oft anhaftet. Er ist ein Meisterwerk der Weinkunst, geprägt durch ein einzigartiges Herstellungsverfahren und eine jahrtausendealte Tradition.

Der Name »Sherry« stammt übrigens vom maurischen Sherish – so hieß früher die Stadt Jerez de la Frontera. Schon hier zeigt sich die tiefe Verwurzelung dieses Weins in der andalusischen Geschichte und Kultur.

Das magische Sherrydreieck

Wenn du durch Andalusien reist, solltest du unbedingt das sogenannte Sherrydreieck besuchen.

Diese geschützte Region DO Jerez-Xérès-Sherry liegt zwischen den Städten Jerez de la Frontera, Sanlúcar de Barrameda und El Puerto de Santa María. Hier – und nur hier – darf echter Sherry produziert werden. Seit 1996 ist das sogar EU-weit festgelegt.

Die Landschaft ist geprägt von den charakteristischen weißen Kalkböden, den sogenannten Albarizas, die perfekte Bedingungen für die Weinreben schaffen.

Bei deinem Besuch wirst du überall die traditionellen Sherry Bodegas entdecken, in denen der Sherry nach jahrhundertealten Methoden reift.

3.000 Jahre Weingeschichte

Stell dir vor: Schon vor über 3.000 Jahren brachten die Phönizier die ersten Weinreben in diese Region. Das macht Jerez zu einer der ältesten Weinregionen der Welt!

Seine große Blütezeit erlebte der Sherry dann im 18. und 19. Jahrhundert, als englische Handelshäuser den Wein in alle Welt exportierten.

Diese lange Tradition spürst du heute noch in jeder Bodega – hier wird Weingeschichte lebendig.

Die drei Rebsorten des Sherrys

Für die Sherryproduktion sind nur drei weiße Rebsorten zugelassen, die perfekt an das andalusische Klima angepasst sind:

  • Palomino Fino: Die absolute Hauptsorte mit 90 % der Produktion. Aus ihr entstehen alle trockenen Sherrys.
  • Pedro Ximénez: Diese Traube wird vor der Kelterung in der andalusischen Sonne getrocknet und ergibt herrlich süße Sherrys.
  • Moscatel de Alejandría: Ebenfalls für süße Varianten verwendet.

Wenn du durch die Weinberge wanderst, siehst du hauptsächlich Palomino-Reben – ihre hellgrünen Blätter prägen das Landschaftsbild rund um Jerez.

Das Solera-System: Ein Wunder der Weinkunst

Das Solera-Verfahren ist das Herzstück der Sherryproduktion und ein faszinierendes System, das du bei deinem Bodega-Besuch unbedingt sehen solltest. Stell dir vor: Fässer werden in mindestens drei Reihen übereinandergestapelt wie eine große Pyramide.

Die unterste Reihe heißt Solera und enthält die ältesten Weine. Darüber befinden sich die Criaderas mit den jüngeren Weinen.

Bei der Abfüllung wird maximal ein Drittel des Weins aus der untersten Reihe entnommen und mit Wein aus der darüberliegenden Reihe aufgefüllt.

Dieses geniale System sorgt für konstante Qualität und ermöglicht Reifezeiten von 20 bis 30 Jahren. Der Sherry, den du heute trinkst, kann also Wein enthalten, der älter ist als du selbst!

Die faszinierende Vielfalt der Sherry-Arten

Hier wird es richtig spannend: Je nach Reifungsprozess entstehen völlig unterschiedliche Sherry-Typen. Du wirst staunen, wie unterschiedlich sie schmecken können.

Die eleganten Trockenen

  • Fino ist der Klassiker unter den trockenen Sherrys. Mit seiner hellen, strohgelben Farbe und rund 15 % Alkohol besticht er durch ein charakteristisches Mandelaroma. Er ist knochentrocken und perfekt als Aperitif.
  • Manzanilla ähnelt dem Fino, darf aber nur in Sanlúcar de Barrameda reifen. Durch die Küstenlage bekommt er salzige Jodnoten – du schmeckst förmlich das Meer!

Die kraftvoll oxidativ Gereiften

  • Oloroso präsentiert sich in dunkler Bernsteinfarbe mit etwa 17,5 % Alkohol. Sein nussiges Aroma und der körperreiche Geschmack machen ihn zu einem echten Charakterwein.
  • Amontillado beginnt als Fino, reift dann aber oxidativ weiter. Das Ergebnis: eine goldene Farbe und wunderbare Haselnussaromen.
  • Palo Cortado ist die seltene Königsklasse – er kombiniert die Eleganz des Fino mit dem Körper des Oloroso.

Die süßen Verführer

  • Pedro Ximénez (PX) ist fast schwarz, sirupartig und kann bis zu 400 Gramm Zucker pro Liter enthalten. Seine Rosinen- und Karamellaromen sind einfach umwerfend.
  • Cream Sherry entsteht durch die Vermischung von Oloroso mit süßem Wein und zeigt sich in dunkler Farbe.

Richtig servieren und genießen

Die optimale Serviertemperatur ist entscheidend für den Genuss:

  • Fino und Manzanilla: schön kalt bei 5–7 °C
  • Amontillado: bei 8–12 °C
  • Oloroso: bei 13–14 °C
  • Pedro Ximénez: bei 12–14 °C

Serviert wird Sherry in bauchigen Gläsern, damit sich das Aroma richtig entfalten kann.

Ein wichtiger Tipp: Helle Sherrys solltest du jung trinken – eine geöffnete Flasche Fino gehört binnen einer Woche geleert. Süßere Sherrys halten sich nach dem Öffnen etwa sechs Monate.

Sherry und die andalusische Küche

Hier zeigt sich die wahre Größe des Sherrys: seine außergewöhnliche Vielseitigkeit beim Essen! Wenn du durch Andalusien reist, wirst du überall diese perfekten Kombinationen entdecken:

  • Fino und Manzanilla sind die idealen Begleiter zu Tapas: Oliven, Mandeln, frische Meeresfrüchte, Jamón – die klassischen Häppchen der Region harmonieren wunderbar mit den trockenen Sherrys.
  • Amontillado passt hervorragend zu weißem Fleisch, Fisch und dem berühmten Manchego-Käse.
  • Oloroso begleitet kräftige Schmorgerichte und intensive Käsesorten – perfekt zur herzhaften andalusischen Küche.
  • Pedro Ximénez ist ein Traum zu Desserts, aber auch pur als Digestif nach einem ausgiebigen Abendessen unschlagbar.

Lagerung und Aufbewahrung zu Hause

Du möchtest Sherry mit nach Hause nehmen? Ungeöffnete Flaschen lagerst du am besten stehend an einem kühlen, dunklen Ort bei 10–15 °C. Anders als andere Weine reifen Sherrys in der Flasche nicht nach – sie sind bereits perfekt ausgereift.

Nach dem Öffnen gilt: Fino und Manzanilla maximal eine Woche im Kühlschrank, Oloroso und Pedro Ximénez bis zu sechs Monate.

Die großen Namen und Kauftipps

Bei deinem Besuch in den Bodegas wirst du auf renommierte Produzenten treffen:

  • González Byass mit dem berühmten Tío Pepe Fino
  • Williams & Humbert (Canasta Cream)
  • Bodegas La Cigarrera (Pedro Ximénez-Spezialitäten)
  • Lustau und Sandeman

Eine einfache Faustregel fürs Kaufen: Je heller der Sherry, desto trockener ist er. Achte besonders bei hellen Sherrys auf das Abfülljahr – sie sollten jung genossen werden.

Ein wahrer andalusischer Schatz

Sherry ist weit mehr als nur ein »Oma-Getränk« – er repräsentiert einen der komplexesten und vielfältigsten Weinstile der Welt.

Bei deiner Andalusien-Reise wirst du schnell merken: Hier ist ein Getränk entstanden, das Tradition und Moderne perfekt verbindet und sowohl Einheimische als auch Besucher aus aller Welt begeistert.

Pack also unbedingt eine Bodega-Tour in deine Reisepläne – du wirst staunen, welche Geschmackswelten sich da auftun!

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