Wirtschaft in Andalusien

Wirtschaft Andalusien
Der Anbau von Oliven spielt eine wichtige Rolle in Andalusien ( JIL Photo / Shutterstock.com )
Traditionell ist Andalusien von der Landwirtschaft geprägt. Das angenehme Klima ermöglicht den Anbau vieler Agrargüter, zudem ist der Rohstoff Holz von wichtiger Bedeutung. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Tourismus als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige etablieren können. Außerdem wird die Solarenergie ein immer größerer Wirtschaftsfaktor für die Region.

Andalusien – reich an Rohstoffen

Fast die Hälfte der Fläche Andalusiens wird landwirtschaftlich genutzt. Seit vielen Generationen ist die Landwirtschaft ein wichtiger Arbeitgeber für die Region in Südspanien. Besonders hervorzuheben sind der Olivenanbau in der Provinz Jaén und der Weinanbau, für den berühmten Sherry, rund um Jerez de la Frontera. Auch Mandelbäume sind in Andalusien weitverbreitet.

Das mediterrane Klima ermöglicht neben dem Anbau von Getreide und vielen Gemüsesorten auch eine große Produktion von tropischen Früchten wie Avocados und Mangos. Diese werden vor allem in der Region rund um die Costa Tropical angebaut.

Durch den immer größer werdenden Wassermangel steht die Landwirtschaft in Andalusien allerdings vor großen Herausforderungen. Viele der Stauseen sind weitestgehend leer und schon heute können zahlreiche Plantagen nicht mehr ausreichend bewässert werden. Deswegen wurden bereits Millionen Orangen-, Mandel- und Avocadobäume ausgerissen. Man geht davon aus, dass die Ernten von Mandeln und Früchten wie Nektarinen und Pfirsichen im Jahr 2023 um 30 bis 60 Prozent einbrechen wird.

Das hätte einen Rückgang der andalusischen Wirtschaftsleistung von fast 4% zur Folge, außerdem würden dadurch rund 40.000 Arbeitsplätze saisonale Arbeitsplätze wegfallen.

In der Viehzucht sind vor allem die berühmten Iberischen Schweine (Cerdo Ibérico) zu nennen, die zur Herstellung für den berühmten Edelschinken Jamón Ibérico de Bellota gezüchtet werden.

Die Holzindustrie ist ein weiterer wichtiger Wirtschaftssektor Andalusiens. Wälder spielen eine wichtige Bedeutung im andalusischen Ökosystem. Baumarten von wirtschaftlichen Nutzen sind der Eukalyptus in der Provinz Huelva, die Pappel in der Provinz Granada und die Korkeiche in der Sierra Morena.

Fischfang – das Meer vor der Haustür

Die Fischerei in Andalusien blickt auf eine lange Tradition zurück. Nach Galicien in Nordspanien besitzt Andalusien die größte Fangflotte in Spanien. Obwohl Andalusien hunderte Kilometer Küste besitzt, steckt die Fischindustrie seit vielen Jahren in einer schweren Krise. Vor allem die Überfischung der Küstenregionen haben vielen Fischern schwer zugesetzt und viele Existenzen vernichtet.

Andalusien als Reiseziel

Die klassischen Industrien wurden in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr vom Tourismus abgelöst. Mit knapp 12,1 Millionen internationalen Besuchern im Jahr 2019, entschieden sich rund 14,5% aller Spanien-Urlauber (insgesamt 83,7 Millionen) für einen Aufenthalt in Andalusien. Damit belegt die südspanische Region den vierten Platz in Spanien, hinter Katalonien (19,36 Mio.), den Kanarischen Inseln (13,15 Mio.) und den Balearen (13,68 Mio.).

Erneuerbare Energie werden wichtiger Wirtschaftszweig

Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind der Bergbau mit den Minen in der Provinz Huelva sowie die Solar- und Windenergie. Andalusien besitzt mit der Solaranlage Plataforma Solar de Almería, am Rande der Tabernas-Wüste, Europas größtes Solarkraftwerk. Rund um Tarifa an der Costa de la Luz gibt es viele Windparks, die durch die Winde Poniente und Levante eine zuverlässige Energiequelle sind. Die erneuerbaren Energien werden in den nächsten Jahren stark ausgebaut und damit ein immer wichtigerer Faktor in der Wirtschaft Andalusiens werden.

Im Jahr 2020 verbilligte sich der Strom aus Windenergie um 28%, während der Preis in allen anderen großen EU-Ländern angestiegen ist. Spanien will bald einen Anteil erneuerbarer Energien von 74% erreichen. 2022 betrug der Anteil durch Erdgas 29,5%, Wind (Onshore) 22,5%, Kernenergie 21,5%, Solar 11,9%, Wasserkraft 8,3% und Steinkohle 3%.

CEPSA (Compañía Española de Petróleos) errichtet zusammen mit der portugiesischen EDP (Energias de Portugal) im Industriegebiet Palmones im andalusischen Los Barrios eine Anlage zur Erzeugung von 1 Gigawatt Wasserstoff, Ammonium und Methanol mit Hilfe von 7 Megawatt Strom, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Die Chemikalien sollen ab 2027 nach Rotterdam verschifft werden, aber auch die Schiffe in der Bucht von Algeciras mit erneuerbaren Treibstoffen versorgen. Damit unterstützt CEPSA die RePower Strategie zur energetischen Unabhängigkeit der Europäischen Union und das andalusische »Grünes Wasserstoff-Tal«-Projekt.

Im Rahmen dieses andalusischen Projektes errichtet CEPSA zusammen mit Enagás in Huelva eine weitere Anlage für grünen Wasserstoff, die ihren Strom ebenfalls aus Solarenergie beziehen soll. Enagas betreibt das spanische Gasnetz. Der Solarstrompark mit einer Kapazität von 200 MW wird von der spanischen Firma Alter EnerSun aus Badajoz beigesteuert. Die für die Wasserstoff-Elektrolyse benötigten Elektrolyseure werden von der indischen Firma Ohmium geliefert. Die gesamte Anlage soll 2026 in Betrieb gehen und hauptsächlich CEPSAs eigenen Bedarf an erneuerbarer Energie decken.

Die Häfen von Algeciras und Huelva mit ihrer chemischen Industrie sind ideal für die Umsetzung der EU-Strategie zur Dekarbonisierung der europäischen Industrie.

Die chinesische Firma Hygreen Energy hat Mitte 2024  mit der andalusischen Landesregierung vereinbart, 2 Milliarden Euro in ein Wasserstoffprojekt in Huelva zu investieren. Außerdem werden in Málaga 1.000 Arbeitsplätze durch eine Fabrik zur Energieerzeugung investiert. Mit der Firma Coxabengoa wurde eine Vereinbarung getroffen, in Sevilla eine Anlage für die Erzeugung von grünem Wasserstoff zu errichten. Der andalusische Ministerpräsident Juan Manuel Moreno zeigte sich hocherfreut über die chinesische Investition, während unklar ist, was die Chinesen damit bezwecken. Offenbar geht es um spanisches Know-how.

CEPSA plant außerdem einen 100 MW Solarpark zwischen Ronda und der Sierra de Grazalema. Der dort gewonnene Strom soll 64.000 Haushalte beliefern und pro Jahr 84 Millionen Tonnen CO₂ vermeiden. Gegen das Projekt sind bereits Umweltschützer auf die Barrikaden gegangen. Sie kritisieren, dass die benötigten Stromleitungen für den Abtransport der Energie aus dem Solarpark die schöne Landschaft der Serranía de Ronda verschandeln werden. CEPSA argumentiert, es würde nur landschaftlich uninteressantes Land genutzt und der Solarpark sei 9,7 km von der berühmten Schlucht Tajo de Ronda entfernt, also außer Sichtweite der Touristen, die Ronda besuchen.

Anzeige
Weitere Kategorien in Land & leute