Die schönsten Weihnachtsbräuche in Spanien

Weihnachten ist ein bedeutendes Fest in Spanien und kennt viele Traditionen, die in Deutschland nicht existieren. So ist der geschmückte Tannenbaum beispielsweise erst seit den 1980er-Jahren in vielen Häusern zu finden. Einen höheren Stellenwert hat die Krippe mit dem Jesuskind.
Weihnachtsbräuche Spanien
Der Umzug Cabalgata de Reyes Mago findet immer am 5. Januar statt ( criben / Shutterstock.com )

Schöne Bräuche & Traditionen in der spanischen Weihnachtszeit

Der Weihnachtsmann beschert die Kinder nicht am Heiligen Abend, sondern das ist in den meisten spanischen Regionen die Aufgabe der Heiligen Drei Könige (Los Reyes Magos). Zur Einstimmung veranstalten sie bereits einen Tag vorher einen festlichen Umzug mit Pferden auf den Straßen.

Für die Spanier ist der 1. April ein ganz normaler Tag, an dem es nicht mehr zu lachen gibt als an anderen Tagen. Denn dafür haben die Spanier ja am 28. Dezember ihren Dia de los Santos Inocentes (Tag der heiligen Unschuldigen). Der Tag ist eine Erinnerung an den Tag, als König Herodes den Kindermord befahl um das Jesuskind zu töten. Man verbreitet an dem Tag derbe Unwahrheiten und hofft, dass ein Ahnungsloser darauf hereinfällt und sich der Schadenfreude der Umstehenden aussetzt. In Huesca bewerfen sich die Kinder an diesem Tag sogar auf der Straße mit Eiern.

Womit wir also beim Essen wären: Spanier geben für ihr weihnachtliches Festessen im Schnitt 200 Euro aus. Es kommt aber kein gebratener Vogel auf den Tisch, sondern z.B. in Katalonien und Valencia die Pelotas de Navidad, große Fleischbälle in einer Brühe aus Rinderknochen, Schweinerippen, Schweinepfoten, Hühnerleber, Artischocken, Karotten, Kartoffeln und anderem. Die Fleischbälle bestehen aus Hackfleisch, Petersilie Zimt, Kräutern der Jahreszeit und Paniermehl.

Zum Nachtisch gibt es in Spanien am 5. Januar den Roscón de Reyes (Dreikönigskuchen). Er sieht aus wie ein überdimensionierter Donut, ein Kranzkuchen mit einem Loch in der Mitte. Im Teig wird eine trockene Bohne versteckt. Wer die findet, muss den Kuchen bezahlen, und wenn er das nicht kann, dann den Kuchen zum nächsten Weihnachtsfest besorgen. Der Brauch entstammt dem römischen Saturnalia-Fest, zu Ehren von Saturn, dem Gott der Reichen, der Landwirtschaft, der Erneuerung und der Zeit. Manchmal befindet sich auch eine Königsfigur aus Keramik im Teig. Der Finder bekommt eine Papierkrone aufgesetzt und darf sich einen Tag als König fühlen. Auch daraus kann man eine Geschäftsidee machen: Die Bäckerei in La Bañeza in León versendet weltweit Roscones de Reyes. In einem davon steckt ein Scheck über 10.000 Euro.

Wer am 6. Januar zu einer Drei-Königs-Party eingeladen wird, muss damit rechnen, dass er sich an einem Geschenk für einen unbekannten Gast (un amigo invisible) beteiligen muss. Von allen Teilnehmern wird Geld gesammelt. Dann greift jeder Teilnehmer in einen Hut und zieht dort den Namen eines Gastes heraus, für den er dann ein Geschenk kaufen muss.

Am 30. Dezember bis zum 1. Januar wird die »Fiesta de la Coretta« abgehalten, mit der zugleich das neue Jahr eingeläutet wird. Im Rahmen dieses Festes sammeln die Menschen Brennholz und eine Kiefer wird geschlagen, die im Anschluss geschmückt wird. Sie wird schließlich durch das Dorf getragen und gesegnet.

Zu Silvester (Nochevieja) muss man zum Jahreswechsel innerhalb von 12 Sekunden zwölf wirklich große Muskateller Weintrauben mit Kernen herunterwürgen, solange im Fernsehen die Glocke am Glockenturm der Puerta del Sol in Madrid ertönt. Glücklicherweise sind es tatsächlich 36 Sekunden, denn die Abstände zwischen den Glockenschlägen an der Puerta del Sol wurden auf 3 Sekunden ausgedehnt. Wer es auch in dieser Zeit nicht schafft, dem bringt das neue Jahr Unglück. Ich habe großen Respekt vor diesem Brauch, seit ich es zu Silvester 2004 nicht geschafft hatte und tatsächlich im Folgejahr ernsthaft krank geworden bin. Der Brauch geht auf eine Initiative von Winzern aus Valencia zurück, die im Jahr 1909 eine zu große Traubenernte loswerden wollten.

Man kann es natürlich statt mit Unheil verheißenden Trauben auch mit dem Glück versuchen: Fast alle Spanier beteiligen sich mit nicht unerheblichen Einsätzen an der jährlichen Weihnachtslotterie »El Gordo« (der Dicke). Am Morgen des 22. Dezembers werden die Gewinner im Fernsehen im Rahmen einer großen Show bekannt gegeben. Die Namen der Gewinner werden von Schülern der San Ildefonso Schule in Madrid vorgesungen. Diese Tradition geht auf das Jahr 1771 zurück, acht Jahre nachdem König Carlos III die erste Lotterie in Spanien eingeführt hatte. Man hat Chancen auf fantastische Millionengewinne und man liest immer wieder über Tippgemeinschaften ganzer Dörfer, die einen Hauptgewinn unter sich aufteilen konnten. Darunter auch eine Tippgemeinschaft, die ihren Lotterieschein in einem Bordell ausgefüllt hatte und sich nicht traute, ihren Hauptgewinn ihren Ehefrauen zu offenbaren.

Legendär ist die Weihnachtsbeleuchtung in den großen Städten, in Málaga z.B. in der Einkaufsmeile Calle Marqués de Larios. Selbst zu Lockdown-Zeiten, an denen niemand unterwegs sein durfte, wurde kaum an der Weihnachtsbeleuchtung gespart. In Spanien ist das ein knallhartes Business, welches die Städte hunderttausende Euros kostet. Die Stadt Vigo in Galizien hat 2021 elf Millionen LEDs installiert. Die kleinen Ladenbesitzer achten akribisch darauf, dass das Licht der Glitzersterne vor allem auf ihr Geschäft fällt.

Spaniens Weihnachtsmärkte sind mangels Schnee und Glühwein vielleicht nicht so stimmungsvoll wie in Mitteleuropa. Aber sie finden auch dieses Jahr wenigstens statt. Hier findest du die wichtigsten Weihnachtsmärkte in Spanien.

Heiligabend in Spanien – die traditionelle Nochebuena

Heiligabend wird auf Spanisch Nochebuena genannt. An diesem Tag versammelt sich die gesamte Familie zu einem großen Weihnachtsessen. Nach dem Mahl folgt traditionell die sogenannte »Urne des Schicksals«. In dieser befinden sich viele Geschenke und Nieten. Sie wird auf den Tisch gestellt und jeder darf aus der Urne so lange etwas herausziehen, bis er ein Geschenk in den Händen hält.

Die eigentliche Bescherung jedoch erfolgt traditionell am 6. Januar, wobei einige Kinder schon am 24. Dezember ihre Präsente erhalten. So können sie damit über die Weihnachtsfeiertage spielen.

Um 24 Uhr trifft man sich in Spanien zur Mitternachtsmesse (Misa del Gallo) in der Kirche. Dies bedeutet »Messe des Hahns«, da dieser die Geburt des Jesuskindes um Mitternacht als Erster verkündet hat. Die berühmteste Mitternachtsmesse findet im Kloster Montserrat bei Barcelona statt.

Im Anschluss versammelt man sich in kleineren Ortschaften auf bedeutenden Plätzen. Gemeinsam werden Weihnachtslieder (Villancicos) angestimmt oder es wird ein Feuer angezündet, um bis in die Morgenstunden gemeinsam zu feiern. Wenn du mitsingen möchtest, findest du hier eine Liste mit den schönsten spanischen Weihnachtsliedern.

Viele Spanier begnügen sich nicht mit einer Weihnachtskrippe, bestehend aus einer ärmlichen Hütte und der Heiligen Familie. Vielmehr holen sie eine Truhe mit Häusern, Bäumen, Figuren von Menschen und Tieren aus dem Keller, aus denen eine ganze Krippen-Stadt Bethlehem (Belén) entsteht.

Regionale Weihnachtsbräuche in Spanien

In Galizien kommt am 6. Dezember nicht der Nikolaus durch den Kamin und steckt Süßigkeiten in die Stiefel der Kinder, sondern am 24. und 31. Dezember schleicht sich nachts El Apalpador ins Kinderzimmer. Er ist ein Köhler und klopft auf die Bäuche der schlafenden Kinder, um herauszufinden, ob die Kinder genug gegessen haben. Da Kinder immer zu wenig essen, hinterlässt der Apalpador einen Sack mit Esskastanien und wünscht den Kindern Glück und eine Menge zu essen.

Im Baskenland erscheint hingegen am Heiligen Abend der Olentzero, ebenfalls ein Köhler. In seinem Sack hat er Spielzeug. Im baskischen Ort Berastegi rauscht der Olentzereo mit einer Sichel durch den Kamin. Falls die Kinder sich am 24. Dezember weigern, ins Bett zu gehen, wird er ihnen mit seiner Sichel die Kehle durchschneiden. Es gibt aber keinen Hinweis, dass das schon mal vorgekommen ist.

Einst lebte in den Wäldern hinter Algeciras ein Riese. Am 5. Januar sendete er eine große graue Wolke in den Himmel über Algeciras, so dass die Heiligen Drei Könige nicht erkennen konnten, wo sich das Jesuskind befand. Seither ziehen die Kinder in Algeciras am Tag des Schleppnetzes (El Arastre) durch die Straßen und ziehen an Schnüren Blechdosen hinter sich her. Durch das Geschepper soll der Riese eingeschüchtert werden und die Kinder erhalten als Belohnung Geschenke.

In Jerez feiert man am Samstag vor Weihnachten die Fiesta Zambomba. In den einschlägigen Flamenco-Tavernen treffen sich die Menschen, um Weihnachtslieder zu singen. Sie werden dabei von Zambombas begleitet. Das sind rustikale Trommeln, die von einem Stock durchbohrt sind. Der Stock wird an der Trommel auf und ab gerieben und erzeugt einen tiefen Zam-Bom Ton.

Am 28. Dezember feiert man in Valencia das Fest der vier verkleideten Gesichter (Fiesta de Els Infarinats). Zuerst werden ein Bürgermeister, ein Richter und ein Vollstrecker gewählt. Dann ziehen verkleidete Ganoven durch die Straßen, schüren Schein-Unruhen, erheben Wegezoll, lesen humorige Texte vor und kritisieren lokale Würdenträger und Institutionen.

In Katalonien kommt am 24. Dezember der Tío de Nadal. Das ist ein buntes Monster mit freundlichem Gesicht aus Pappmaché, welches die Kinder bereits am 8. Dezember herstellen. Um es bis Weihnachten warmzuhalten, wird es in eine Decke gehüllt. An Heiligabend wird es mit Süßigkeiten gefüllt. In dieser Zeit werden die Kinder zu den Nachbarn geschickt, damit sie dort für viele Süßigkeiten beten. Wenn die Kinder zurückgekommen sind, singen sie: »Biest, scheiße Mandeln und Nougat, aber keine Heringe. Wenn du nichts scheißt, hau ich dir eine runter.«

Getoppt wird dieser rustikale Brauch noch vom Caganer, ebenfalls in Katalonien. Es gibt ihn seit dem 17. Jahrhundert und er »vervollständigt« dort das übliche Krippen-Ensemble aus Jesuskind, Maria, Josef, den Hirten, den Schafen, Ochsen und dem Esel. Der Caganer ist eine Bauernfigur, die in der Hocke sitzend den Popo entblößt hat und scheißt. Er wird in der Krippenszene so versteckt, dass die Kinder ihn erst suchen müssen. Daraus hat eine katalanische Firma einen Exportschlager gemacht. Man kann dort scheißende Caganer-Figuren von Angela Merkel, Donald Trump, der Queen, Greta Thunberg, Messi und anderen Celebrities bestellen.

Mehr dazu findest du im Beitrag 'Katalanische Krippenfiguren: Die Caganer'.

Was wäre spanisches Weihnachten ohne die Engländer? Am Strand von San Luis de Sabinillas in Manilva findet zu Weihnachten alljährlich das Sankt Georgs Wohltätigkeits-Schwimmen statt (Saint George Charity Swim). Um 13 Uhr kann jedermann sich an der Fischer-Satue einfinden und sich entweder in das kalte Wasser des Mittelmeeres stürzen oder wenigstens als Zuschauer applaudieren. Die Schwimmer zahlen einen Beitrag von 5 Pfund und erhalten als Belohnung ein O’Callaghan’s Bacon Sandwich. Alle gesammelten Spenden gehen an die Aktion »Kinder Weihnachtsgeschenke«, an die »Soziale Weihnachtstafel« in Estepona und an die Kampagne »Ernähre eine Familie« der Duquesa Charity Society.

In Barcelona findet am Morgen des Weihnachtstages der Schwimmwettbewerb Copa Nadal statt. Es wird seit 1908 vom Schwimmclub Barcelona ausgerichtet. Teilnehmen kann jeder, der bereit ist, sich in voller Weihnachtsmann-Montur ins kalte Wasser zu stürzen und dort 200 Meter zu schwimmen. Weihnachten 2021 haben 450 Leute mitgemacht.

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