Italien im Spanischen Bürgerkrieg

Italien unter Diktator Mussolini unterstützte die spanischen Faschisten im Bürgerkrieg von Anfang an mit Truppen und schwerem Kriegsgerät. Zusammen mit der Wehrmacht verhalfen die italienischen Truppen Franco zu seinem Sieg im Jahr 1939.
Italien Spanischer Bürgerkrieg
Hitler und Mussolini in München im Juni 1940 ( Everett Historical / Shutterstock.com )

Italienische Truppen für Franco

Der faschistische italienische Diktator Mussolini träumt vom Wiederaufleben des ruhmreichen römischen Weltreiches. Um diesen Traum zu verwirklichen, überfällt Italien 1935 mit 200.000 Soldaten das Kaiserreich Äthiopien und verschmilzt seine neue Eroberung 1936 mit seinen Kolonien Somalia und Eritrea zu Italienisch-Ostafrika.

Obwohl der Krieg gegen das unabhängige äthiopische Kaiserreich einen klaren Bruch des Völkerrechts darstellt, wird die italienische Annexion Äthiopiens von Frankreich und Großbritannien gebilligt. Die beiden Staaten wollen damit verhindern, dass Mussolini in die Arme Hitlers getrieben wird. Das aber geschieht bereits.

Am 27. September 1936 schreibt Graf Ciano, der italienische Außenminister in sein Tagebuch: »In Spanien haben sich zwei Fronten gebildet. Auf der einen stehen die Deutschen und Italiener, auf der anderen die Franzosen, Belgier und Russen. Der Duce (Anrede für Mussolini) stimmt mit Hitler darin überein, dass diese Frontbildung endgültig ist. Italien unterstützt die Spanier ohne Bedingungen und wird dies auch weiterhin tun. Viel italienisches Blut ist schon vergossen worden, und es gelang, die Balearen mithilfe italienischer Soldaten zu retten. Unsere Aktion in Spanien ist eine Probe für unsere Teilnahme an dem Kampf gegen die Sowjets.«

Terror auf Mallorca

Die Einwohner der spanischen Insel Mallorca haben sich vermutlich gemütliche Zeiten vorgestellt, als ihnen Mitte August 1936 der italienische Faschist Arconovaldo Bonaccorsi als Militärgouverneur der Insel vor die Nase gesetzt wird, der sich General Graf Aldo Rossi nennen lässt. Als Erstes wirft »Graf Rossi« seinen spanischen Vorgänger ins Gefängnis, den der Franco treue General Goded als Militärgouverneur für die Balearen eingesetzt hatte. Um die nötigen Mittel zur Kriegführung einzutreiben, erlässt Rossi den Befehl, dass die Einwohner von Palma alles Gold, Silber und ausländisches Papiergeld innerhalb von 72 Stunden abliefern müssen. Andernfalls droht Bestrafung durch das Kriegsgericht.

In einem schwarzen Hemd mit einem riesigen weißen Kreuz auf der Brust fährt Rossi jeden Tag durch die Dörfer. Seine Schergen klopfen an Türen von Arbeitern oder bekannten Anhängern der Republikaner und verhaften die Männer der jeweiligen Familie. Die Männer werden auf einem Lastwagen auf einen Feldweg gefahren und dort erschossen, in Sichtweite eines Friedhofs. Der Totengräber findet die Leichen am nächsten Morgen und der Bürgermeister schreibt in die Bücher »Soundso starb an zerebralem Blutandrang.«

Nach vier Monaten ändert sich die Terrormethode. Die aus ihren Wohnungen geholten Arbeiter werden ins Hauptquartier der Falange in Palma gebracht. Dort werden sie misshandelt. Dann wird die »italienische Methode« angewandt, d.h. den Gefangenen wird Rizinusöl eingetrichtert. Anschließend werden sie zum Friedhof gefahren, dort erschossen und mit Bajonetten zur Unkenntlichkeit verstümmelt.

Unterstützung der spanischen Faschisten

Keine zwei Monate nach Beendigung des äthiopischen Krieges ist also die italienische Armee bereits wieder in einen Krieg verstrickt, diesmal in Spanien. Mussolini will so seinen Anspruch auf das Mittelmeer als römisches Meer festigen. Die erschöpften Truppen aus Abessinien werden aufgefrischt durch arme Teufel aus den Abruzzen. Jedes Dorf muss 20 Rekruten für Spanien abstellen. Reiche Leute können sich freikaufen, die Armen nicht.

Wie Hitler-Deutschland unterstützt das faschistische Italien den Militärputsch der spanischen Faschisten von Anfang an mit Waffenlieferungen und Kriegsfreiwilligen, den »Schwarzhemden«.

Italienische Bombenflugzeuge müssen am 31. Juli auf ihrem Weg nach Spanisch-Marokko wegen Benzinmangels in Französisch-Marokko landen. Im Verhör gestehen die italienischen Piloten, den Flugbefehl am 16. Juli erhalten zu haben, also bereits am Vorabend des Aufstands. Die Putschisten hatten also schon während der Planung des Aufstands mit der italienischen Regierung erfolgreich verhandelt. Das faschistische Italien entsendet 75.000 Kämpfer des Corpo Truppe Volontarie, Hunderte von Panzern und Flugzeugen mit 16.000 Tonnen Fliegerbomben, 250.000 Gewehre und 9.000 Maschinengewehre.

In den ersten Monaten des Bürgerkriegs sind die Republikaner den Aufständischen und ihren Alliierten in allen Belangen unterlegen. Maurische Kavallerie und italienische Panzer stürmen in einer Stunde 40 km vorwärts, während von oben die Kampfbomber der deutschen Legion Condor auf die baumlosen Ebenen herabstürzen, in denen sich die Milizionäre der Republikaner noch nicht einmal eingegraben haben. Die Republikaner haben keine funktionierende Aufklärung und kein Nachrichtenwesen. Daher räumen sie Positionen in der irrigen Annahme, die Faschisten hätten sie bereits eingekreist oder überrannt.

Der italienische Brigadegeneral Arnaldi, der am 10. Februar 1937 in Málaga einmarschieren wird, verkündet am 1. Januar 1937 in Sevilla folgenden Tagesbefehl: »Wir, die Freiwilligen der I.Brigade, sind hierhergekommen, um in Spanien für den Triumph des Faschismus zu kämpfen. Wir werden im Namen Roms unter dem Zeichen des Rautenbündels siegen. Gott will es!«

Schlacht bei Guadalajara

Die Italiener glauben, die Einnahme Madrids werde sich genauso leicht gestalten, wie die von Málaga. Mussolini sendet eine Botschaft an den italienischen Oberbefehlshaber General Mancini: »Auf dem Weg nach Libyen habe ich Nachricht erhalten von der großen Schlacht, die in der Gegend von Guadalajara entbrannt ist. Die Zerschlagung der internationalen Streitkräfte wird ein großer Erfolg sein.«

Das macht die Truppen Mussolinis leichtsinnig. Bei Guadalajara geraten im März 1937 50.000 italienische Schwarzhemden unter dem Kommando von General Roatta in einen Hinterhalt der Internationalen Brigaden.

Aus der Luft werden Mussolinis Truppen in dem Talkessel von Brihuega von 80 republikanischen Flugzeugen bombardiert, die Flugblätter in italienischer Sprache abwerfen. Hier stehen sich erstmals faschistische italienische Faschisten und italienische Kommunisten der Internationalen Garibaldi-Brigade im direkten Kampf gegenüber. Die Schwarzhemden haben 4.000 Tote zu beklagen und verlieren große Mengen Kriegsmaterial. Von den gefangenen italienischen Faschisten läuft ein ganzes Bataillon zu den Internationalen Brigaden über. Im von Franco kontrollierten Salamanca soll man insgeheim die Niederlage des italienischen Verbündeten bejubeln, denn jetzt hat Franco einen Grund, die italienischen Truppen seinem direkten Kommando zu unterstellen.

Bei dem »Blitzkrieg« zur Einnahme der Stadt Santander bewähren sich hingegen in dem gebirgigen Gelände die italienischen Gebirgsjäger und Pioniere. Dort müssen sich im August 1937 50.000 republikanische Soldaten den Truppen Francos und der italienischen Division »Schwarze Flamme« ergeben.

Bomben auf Barcelona

Im Gegensatz zu den U-Booten, die Deutschland zur Unterstützung der Putschisten ins Mittelmeer entsendet, gelingt es italienischen U-Booten, eine Reihe von Frachtern zu versenken, die Kriegsmaterial für die linke spanische Volksfrontregierung an Bord haben.

Vom 11. bis 18. März 1938 bombardieren italienische Bombenflugzeuge auf Befehl Mussolinis die Zweimillionen-Stadt Barcelona. Mussolini ist begeistert, »dass die Italiener einmal zur Abwechslung die Welt durch ihren Angriffsgeist in Schrecken versetzen, statt sie immer nur mit ihrem Lautenspiel zu amüsieren.«

Seine Militärexperten vor Ort sehen es nüchterner: »Der spanische Krieg hat gezeigt, dass die Zivilbevölkerung durch Luftangriffe nicht demoralisiert werden kann. Das Bombardement auf Barcelona war ein Fehlschlag.«

In der Ebro-Schlacht im Sommer 1938 erweist es sich als Vorteil, wenn man als Angehöriger der Internationalen Brigaden von Italienern gefangen genommen wird. Denn die Italiener sind erpicht darauf, ihre Gefangenen gegen gefangene Italiener aus den Händen der Internationalen Brigaden auszutauschen, während die spanischen Faschisten gefangene Brigadisten sofort erschießen. Mussolini hat seine eigenen Ansichten zur Qualität von Francos Truppen. Am 29. August 1938 sagt Mussolini zu seinem Außenminister Graf Ciano: »Schreib in dein Tagebuch, dass ich heute die Niederlage Francos prophezeit habe. Die Roten sind Kämpfer, aber Franco ist keiner.«

Sieben Monate später nimmt Mussolinis italienisches Expeditionskorps in Madrid an der Siegesparade Francos teil.

Graf Ciano hat am 27. September 1936 in sein Tagebuch geschrieben: »Nach dem Krieg werden wir in Spanien keine Ansprüche stellen, die die geografische Situation im Mittelmeer verändern. Wir werden von den Spaniern nur verlangen, dass sie sich an keiner Politik beteiligen, die den Interessen Italiens zuwiderläuft.«

Diese Minimal-Bitte kann Franco erfüllen. Am 23. Oktober 1940 versucht Hitler, Franco im französisch-spanischen Grenzort Hendaye zum Kriegseintritt gegen England zu bewegen und mit ihm und Mussolini zusammen Gibraltar zu erobern. Franco lehnt das ab, stellt aber den spanischen Freiwilligenverband »Blaue Division« unter dem Kommando des Falangisten Muñoz Grandes für den Krieg gegen die Sowjetunion ab und ermöglicht deutschen Kriegsschiffen das Auftanken und Reparaturen in spanischen Häfen. Auf Druck der westlichen Alliierten muss Franco die »Blaue Division« 1943 aus der Sowjetunion abziehen.

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