Lola Montez – ein »andalusisches« Leben

Was haben der britische Offizier Thomas James, der britische Earl of Malmesbury, der österreichische Komponist Franz Liszt, der französische Romanautor Alexandre Dumas, der Pariser Zeitungsverleger Alex Dujarier und der bayerische König Ludwig I. gemeinsam? Sie alle waren in dieselbe Frau verknallt – mit manchmal dramatischem Ausgang. Aber der Reihe nach.

Kindheit in Irland, Indien und Schottland

Eine Elizabeth Rosanna Gilbert wurde am 17. Februar 1821 in Irland im Kreis Sligo als Tochter des britischen Offiziers Edward Gilbert und der irischen Landadeligen Eliza Oliver geboren. Ihre Mutter beschrieb Eliza als eigensinnig und fantasievoll, mit Hang zum Flunkern. Ihr Lehrer pries ihr schönes Antlitz, das den Ausdruck eines unbezwingbaren Eigensinns zeigte.

Im Alter von einem Jahr zog Eliza mit ihrer Familie nach Kalkutta, der damaligen Hauptstadt von Britisch-Indien, wo ihr Vater kurze Zeit später an Cholera verstarb. Eliza wuchs danach erst bei ihrem Stiefvater, dem Kapitän John Craigie, und anschließend bei ihrem Stiefonkel in Schottland auf. Bis 1836 besuchte sie im englischen Bath ein Internat für höhere Töchter.

Durchgebrannt – und früh geschieden

Um einer Ehe mit dem wesentlich älteren Richter Sir Abraham Lumley zu entgehen, brannte sie 1836 mit dem englischen Offizier Thomas James nach Irland durch. 1837 heirateten die beiden und zogen ein Jahr später nach Indien.

1839 kam es bereits zur Scheidung, die ihr Mann wegen ihres »ehebrecherischen Verhaltens« durchgesetzt hatte. Eliza war mit gerade mal 19 Jahren bereits eine Frau mit einer skandalösen »Vergangenheit«.

Neuanfang in Andalusien

Wegen ihres in Trümmern liegenden Rufs in der britischen Gesellschaft floh sie in die andalusische Stadt Cádiz um sich dort völlig neu zu erfinden. Hier studierte sie spanischen Tanz, Bräuche und die Sprache.

Eliza wusste, dass die spanische Kultur im viktorianischen London groß in Mode war. So beschloss sie, nach England zurückzukehren, um ihre neue Karriere als »Lola Montez – die andalusische Tänzerin« zu starten.

Tanz, Skandal und Spinnentanz

Nunmehr als »Lola Montez« lernte Eliza in Southampton den Earl of Malmesbury kennen, einen großzügigen Kunstmäzen.

Der Earl war sofort von Lolas Persönlichkeit bezaubert und nutzte seinen Einfluss, um ihr Tanzdebüt am Her Majesty’s Theatre in London zu ermöglichen. So einen Auftritt hatte das Londoner Theaterpublikum noch nicht gesehen.

Die Londoner Morning Post schrieb: »Die Spanierin tanzt mit dem Körper, den Lippen, den Augen, dem Kopf, dem Hals, dem Herzen … ihr Tanz IST spanische Leidenschaft«. Ihr Glanzstück war eine Nummer, die als »Spinnentanz« bekannt wurde.

Mit zurückgeworfenem Kopf, blitzenden Augen und fließenden Bewegungen mimte Lola das Zerquetschen von Spinnen, die in ihre Unterwäsche eingedrungen waren. Sie überließ nicht viel der Fantasie, da sie ihre Pumphose oft gar nicht anhatte.

Später schrieb der Earl of Malmesbury, er sei einer der Ersten gewesen, der »von der schönen und listigen Lola Montez hereingelegt« wurde. Im Nachhinein muss es ungewöhnlich erscheinen, dass Lola angeblich keine sexuellen Gefälligkeiten mit dem Earl ausgetauscht hat.

Das britische Publikum war begeistert. Doch ihr Auftritt auf den britischen Bühnen war nur von kurzer Dauer. Sie wurde als die ehemalige Eliza Gilbert erkannt und vom Publikum ausgebuht. Von der Presse als Hochstaplerin entlarvt, floh Lola auf den Kontinent.

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Europa liegt ihr zu Füßen

Europa hatte noch nie jemanden wie Mrs. Montez gesehen. Lola war auf eine Art und Weise unerhört, die über Schönheit und Sexualität hinausging. Sie besaß enorme Anziehungskraft und Verführungskünste.

Ihr Spinnentanz erregte die positive wie negative Aufmerksamkeit von Königen, der Presse, Künstlern, Theatermanagern und vor allem der europäischen Öffentlichkeit. Es war jedoch ihre Liste ihrer Liebhaber, die diese wilde Person zu internationaler Berühmtheit katapultierte.

Nachdem sie Großbritannien verlassen musste, zog Lola weiter nach Deutschland.  Am 3. September 1843 tanzte sie in Berlin vor Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Zar Nikolaus I. die Boleros de Cadix. Danach hatte sie ein Gastspiel in Warschau, das mit Tumulten endete.

Liebeswirbel mit den Großen der Kunst

In Paris zog sie den Komponisten Franz Liszt in ihren Bann. Mit ihrer immensen Verführungskraft inszenierte Lola eine öffentlichkeitswirksame Liebesaffäre, die Liszts Kompositionen und sein Privatleben nachhaltig prägte.

Der Komponist war so vernarrt in Lola, dass er ihr begeisterte Empfehlungsschreiben schrieb, die ihr Türen zu Musikveranstaltungen in ganz Europa öffneten.

Nachdem Lola mit Liszt fertig war, verkehrte sie in Paris in den eleganten Salons der High Society und gewann das Vertrauen des Schriftstellers Alexandre Dumas, des bekanntesten literarischen Bohemiens der Stadt, der einen einzigartigen Status in der Pariser High Society genoss.

Lolas romantische Affären mit Alexandre Dumas dem Älteren und danach Alexandre Dumas dem Jüngeren waren legendär, aber nur von kurzer Dauer.

Ihnen schloss sich eine Affäre mit Alex Dujarier an. Er war Theaterkritiker und Besitzer von »La Presse«, Frankreichs meistgelesener Zeitung. Dujarier war fasziniert von Lolas furchtloser und unbeschwerter Persönlichkeit.

Doch für den jungen Alex endete die Beziehung nicht gut. Als ein Pariser Kunstmäzen Lolas Tanzeinlage kritisierte, forderte Alex den Mann zu einem Pistolenduell heraus. Dujarier wurde erschossen. Er starb in Lolas Armen.

Eroberung des bayerischen Königs

Am 5. Oktober 1846 kam Lola nach München. Weil der Intendant der Münchener Hofbühne sie nicht auftreten lassen wollte, wandte sie sich an den bayerischen König Ludwig I., wobei die 25-Jährige das Herz des 60-jährigen bayerischen Königs im Sturm eroberte.

Ludwig war ein exzentrischer Monarch und berüchtigter Frauenheld. Innerhalb kurzer Zeit wurde Lola seine königliche Mätresse, überhäuft mit Juwelen, einer Pension und einem kleinen Palast in der Münchener Innenstadt.

Ludwig ernannte sie zur »Gräfin von Landsfeld« und verlieh ihr die bayerische Staatsbürgerschaft. Sie war ja vorher staatenlos, weil sie überall ausgebürgert worden war.

Lola war unhöflich gegenüber der 61 Jahre alten Königin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Sie stellte ihre fragwürdigen Moralvorstellungen öffentlich zur Schau, verachtete die Hofetikette und beleidigte ihr Publikum.

Zum Vorsitzenden der studentischen Verbindungen, Elias Peißner, unterhielt sie ein intimes Verhältnis. Als sie begann, sich in die bayerische Politik einzumischen, wurde es dem Volk zu viel. Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen. Die bayerischen Adligen entzogen Lola per königlichem Erlass ihre Rechte und forderten sie auf, das Land zu verlassen.

Ludwig protestierte und behauptete: »Lieber verliere ich meine Krone!« Sein Wunsch wurde bald erfüllt. Lola flüchtete in die Schweiz, von wo sie noch eine Zeit lang in spanischer Sprache Briefkontakt zum König hielt.

Zwischenzeitlich ließ sich Lola auch noch mit dem Hochstapler Auguste Papon ein, der sich als »Marquis de Sard« ausgab – und versuchte, Ludwig zu erpressen. Als Ludwig von ihrem Verhältnis zu Elias Preißner erfuhr, brach er den Kontakt im Februar 1848 ab.

Im Zuge der Bürgerrevolution von 1848 wurde der bayerische König zur Abdankung zugunsten seines Sohnes Maximilian II. gezwungen und musste nach Lola auch noch auf seine Krone verzichten.

Letzte Jahre in den USA

Noch einmal versuchte Lola 1849 in London Fuß zu fassen. Nach ihrer dortigen Heirat mit dem jungen britischen Offizier George Trafford Heald wurde sie wegen Bigamie angeklagt, weil ihr erster Ehemann, Thomas James, noch lebte.

Sie musste aus Großbritannien fliehen und reiste mit ihrem illegitimen Gatten, von dem sie sich aber bald im Streit trennte, ans Mittelmeer. Nach einem neuerlichen Versuch, in Paris und Belgien vor Publikum mit ihren spanischen Tänzen aufzutreten, und nach der Veröffentlichung ihrer Memoiren in der Tageszeitung »Le Pais« zog sie 1851 in die Vereinigten Staaten.

Im Juli 1853 heiratete sie in den USA Patrick Hull, von dem sie sich alsbald wieder scheiden ließ. Ein zu dem Scheidungsprozess hinzugezogener Arzt wurde wenig später erschossen. Lola tingelte durch die USA und später durch Australien. 1856, auf der Rückreise von Australien nach San Francisco, fiel ihr Manager über Bord und ertrank.

Als ihre Schönheit zu verblassen begann, wurden ihre Tanzeinlagen weniger »Kunst« und mehr »Stripper-Burlesque«. Sie wandte sich der Religion zu, versuchte sich als Dozentin und Buchautorin, doch nichts davon brachte ihr Erfolg ein.

Im Alter von nur 39 Jahren starb Lola Montez alias Eliza Gilbert am 17. Januar 1861 in New York an den Spätfolgen einer Syphilis. Es ist nicht überliefert, ob auf ihrem Lebensweg von Kalkutta über Alexandre Dumas und Ludwig I. ein sexuell übertragbarer Keim bis zu Patrick Hull mitgereist ist.

Lolas Grab befindet sich auf dem Green-Wood Friedhof in Brooklyn.

Mehr als nur eine Femme fatale

Es wäre leicht, Lola als intrigante, teure Prostituierte abzutun. Denn Lola war in gewisser Weise auch ein Beispiel für Anziehungskraft, Intelligenz, Wagemut und Willensstärke, die die engen Rollenvorgaben für Frauen im viktorianischen Zeitalter infrage stellten.

Lola besaß die unheimliche Fähigkeit, einige der einflussreichsten Männer Europas zu bezaubern, die daraufhin ihre Ambitionen förderten. Sie kämpfte darum, ihr eigenes Leben von den Vorurteilen und Zwängen der Gesellschaft zu befreien.

Lola erlangte Ruhm und Erfolg nach ihren eigenen Vorstellungen. Lola wusste genau, was sie tat. Wir müssen ihre Lebensweise nicht mögen, um sie zu bewundern.

Lola Montez sagte einmal: »Wenn Gott die Männer misst, legt er das Maßband nicht um den Kopf«. In ihrem Buch »Die Künste der Schönheit« fasste Lola Montez ihre Lebensphilosophie so zusammen:

An alle Männer und Frauen aller Länder, die keine Angst vor sich selbst haben,
die so sehr auf ihre eigene Seele vertrauen, dass sie es wagen, mit der Kraft ihrer
eigenen Individualität aufzustehen, um dem Mainstream der Welt etwas entgegenzusetzen.

Biografien über Lola Montez

Verfasst am 12. August 2025
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