Francisco Franco

Kein spanischer Politiker der letzten 100 Jahre hat den politischen Diskurs in Spanien so nachhaltig geprägt wie General Francisco Franco, der als Militärdiktator Spanien von 1939 bis 1975 regierte. Wer war Francisco Paulino Hermenegildo Teódulo Franco y Bahamonde Salgado Pardo?
Francisco Franco
Franco im Jahr 1930 ( © Public Domain (CC0) )

Biografie des spanischen Diktators

Er wurde am 4. Dezember 1892 als zweites von fünf Kindern des Marineoffiziers Nicolás Franco y Salgado Araújo in der galicischen Stadt El Ferrol in Nordspanien geboren. Die Ehe ging 1907 in die Brüche. Francisco wurde nur von der Mutter erzogen. Francisco Francos Weltsicht wurde geprägt durch den Verlust Kubas im Krieg von 1898 gegen die USA, der den endgültigen Zusammenbruch des spanischen Weltreiches einleitete. Die Ursache für die militärische Niederlage sah Francisco in korrupten liberalen Politikern, die sich nicht um die Armee gekümmert hätten. Mit 15 Jahren trat Franco als Kadett in die Militärakademie in Toledo ein.

Mit seinem Cousin zog er 1912 nach Melilla im neu erworbenen Protektorat Spanisch-Marokko und nahm an den Militäroperationen gegen die Rif-Kabylen teil. Mit 19 Jahren wurde er zum Leutnant befördert und übernahm die Leitung einer Einheit von maurischen Söldnern. 1916 wurde er im Gefecht schwer am Bauch verwundet. 1917 wurde er von König Alfonso XIII. zum jüngsten spanischen Major befördert und nach Asturien versetzt. Dort schlug er einen Bergarbeiter-Streik nieder und verdiente sich damit den Respekt des Königs und des späteren Diktators Primo de Rivera.

Am 28. Januar 1920 gründete Oberstleutnant José Millán Astray im Auftrag des Kriegsministers die »Spanische Legion« (La Legión Española). Als Vorbild diente dabei die Französische Fremdenlegion. Astray ernannte Franco zu seinem Stellvertreter. Franco befehligte in Marokko 3 Bataillone der Spanischen Legion und ging mit brutaler Härte gegen Aufständische und gegen die Zivilbevölkerung vor. Die Rif-Kabylen brachten am 22. Juni 1921 den Spaniern eine verheerende Niederlage bei. 8.000 spanische Soldaten verloren ihr Leben. Franco übte mit seiner Legion blutige Vergeltung, was ihn in Spanien bekannt und beliebt machte. 1923 wurde er zum Oberstleutnant und Oberkommandierenden der Spanischen Legion ernannt.

Jüngster General Europas

Durch die Landung seiner Truppen in Französisch-Marokko leitete Franco die Niederlage der Rif-Republik ein. 1925 wurden die Rif-Kabylen mit Senfgas ausgeräuchert. König Alphonso XIII ernannte am 3. Februar 1926 Franco zum jüngsten General Europas seit Napoleon Bonaparte. 1928 wurde Franco zum Leiter der Heeres-Akademie in Saragossa ernannt.

Als am 14. April 1931 die Zweite Spanische Republik ausgerufen wurde, versuchte Franco mit seinen Kadetten zu intervenieren, um König Alfonso den Thron zu erhalten. Er wurde jedoch vom Direktor der Guardia Civil General José Sanjurjo zurückgepfiffen. Franco verkündete daraufhin das Ende der Revolte und rief seine Kadetten zum Gehorsam gegenüber der neuen Regierung auf. Franco weigerte sich allerdings, einen Eid auf die Republik zu leisten und erklärte: »Ich diene nur der spanischen Krone«.

Als General Sanjuro 1932 als Leiter der Guardia Civil abgesetzt wurde, inszenierte er einen Putsch gegen die Regierung der Republik, der jedoch scheiterte. Franco war damals Militärgouverneur der galizischen Provinz La Coruña, wo der Putsch seinen Ausgang nahm. Sanjuro wurde verhaftet und ging später ins Exil nach Portugal. Franco wurde als Militärgouverneur auf die Balearen versetzt.

Zwischen 1933 und 1936 wechselten sich linke und rechte Regierungen ab. Eine neue faschistische Gruppierung war die Falange unter José Antonio Primo di Rivera. Die Falange errang bei den Wahlen von 1936 nur ½ Prozent der Stimmen und wurde bald wegen gewaltsamer Umtriebe verboten. Hingegen errang die linke Volksfront einen großen Wahlsieg. Nach langem Zögern schloss sich Franco doch halbherzig einem Militärputsch an, der aber scheiterte. Franco wurde als Generalstabschef abgesetzt und als Militärgouverneur auf die Kanarischen Inseln abgeschoben. Neuer Generalstabschef wurde Emilio Mola.

Franco Spanien Diktator
Franco während des Spanischen Bürgerkriegs ( © Public Domain (CC0) )

Beginn des Spanischen Bürgerkriegs

Ab März 1936 planten die rechten Generäle wieder einen Umsturz, der von General Sanjuro geleitet werden sollte. Sanjuro stürzte jedoch am 20. Juli beim Flug mit einem Kleinflugzeug von Portugal nach Spanien ab. So lief die Leitung des Aufstands im Süden unverhofft auf Franco zu, in Nordspanien auf General Mola.

Der Militärputsch und damit der dreijährige Spanische Bürgerkrieg begann im Juli 1936 in Spanisch-Marokko. Franco musste in einer abenteuerlichen Operation erstmal incognito von einem britischen Piloten von den Kanaren nach Spanisch-Marokko geflogen werden. Die Putschisten wurden verstärkt durch das italienischen Corpo Grupo Volontario, welches der faschistische Diktator Mussolini nach Spanien entsandte sowie durch die deutsche Legion Condor. Die Truppen der sozialistischen Republik wurden von der Sowjetunion und von antifaschistischen Freiwilligenverbänden aus aller Welt, den Internationalen Brigaden, unterstützt.

General Mola kam 1937 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Franco war nun Alleinherrscher bei den Putschisten und ließ sich zum Anführer der Falange Partei sowie zum ‚Caudillo’ ausrufen. Caudillo war die spanische Variante des faschistischen Führerkults. In Deutschland nannte sich Hitler »Führer« und in Italien nannte sich Mussolini »Duce«.

Im Frühjahr 1939 waren die Armeen der linken Volksfrontregierung von den Truppen Francos besiegt. Viele Soldaten der Volksfront flohen in französische Internierungslager und landeten nach der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht 1940 in deutschen Konzentrationslagern. Die meisten aber kamen innerhalb Spaniens in Konzentrations- und Arbeitslager, rund 200.000 wurden von den Schergen Francos ermordet. Mehrere Hunderttausend Spanier wanderten aus. Bis Anfang der 50er Jahre operierte eine kleine Guerrillabewegung in den Bergen gegen die faschistische Regierung. Franco wurde 1936 vom Deutschen Reich und Italien, 1939 von Großbritannien und Frankreich anerkannt. Während des 2. Weltkriegs hielt Franco Spanien formal neutral. Als Diktator regierte er Spanien bis zu seinem Tod 1975 insgesamt 36 Jahre lang.

Staatsoberhaupt auf Lebenszeit

Die UNO verweigerte die Aufnahme Spaniens in die Weltorganisation. »Es gibt keinen Platz in den Vereinten Nationen für eine Regierung, deren Grundsätze auf der faschistischen Ideologie beruhen«. Der UN Weltsicherheitsrat empfahl den Abzug aller Botschafter aus Madrid. Nur Argentinien unter Eva Perón unterhielt noch Beziehungen mit Spanien. Spanien erhielt keine Wirtschaftshilfe aus dem Marshallplan und hatte daher große wirtschaftliche Probleme.

Um die spanischen Monarchisten auf seine Seite zu ziehen, verkündete Franco im März 1947 die Wiedereinführung der Monarchie. Der Staatsname wurde in »Königreich Spanien« geändert, ein Monarch wurde aber nicht ernannt. De facto war Franco Staatsoberhaupt auf Lebenszeit. Aufgrund des heraufziehenden Kalten Krieges wurde die diplomatische Isolation Spaniens durch die USA und Frankreich 1950 beendet. 1955 wurde Spanien als Vollmitglied in die UNO aufgenommen.

Franco verbot oppositionelle Parteien und nicht staatliche Gewerkschaften und verordnete Spanisch als die einzige gültige Sprache. Beamte mussten katholisch sein und die Zivilehe wurde verboten. Studentenrevolten in den 60er- und 70er Jahren wurden von der Polizei gewaltsam unterdrückt.

Am 1. April 1959, 20 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs, wurde feierlich das Kriegsdenkmal Valle de los Caídos eingeweiht, welches von linken Zwangsarbeitern aus dem Bürgerkrieg errichtet worden war. Das Denkmal ist seither eine Wallfahrtsstätte für Francos Anhänger, die heute vor allem durch die rechte Partei VOX repräsentiert werden.

Francos Tod

Nach 1960 kam es in Spanien zu einem Wirtschaftsaufschwung. Spanien wuchs zur fünftgrößten Wirtschaftsmacht in Europa. Franco blockierte aber Bestrebungen, Spanien in die EU aufzunehmen. 1966 wurde die Zensur gelockert und 1967 wurde die Religionsfreiheit gesetzlich verankert. 1969 bestimmte Franco den Bourbonen Juan Carlos für den Fall seines Todes zu seinem Nachfolger. Das Parlament verlieh Juan Carlos den Titel »Prinz von Spanien«.

Wegen des schlechten Gesundheitszustands von Franco fungierte Juan Carlos seit dem 2.September 1975 bereits als provisorisches Staatsoberhaupt. Am 20. November 1975 starb Franco nach mehreren Operationen. Es wurden 30 Tage Staatstrauer angeordnet.

Das Staatsbegräbnis fand in der unterirdischen Basilika Santa Cruz del Valle de los Caídos statt. Ca. 500.000 Menschen erwiesen Franco die letzte Ehre.

Am 22. November 1975 wurde Juan Carlos I zum König von Spanien proklamiert und damit zu Francos Nachfolger. Die Spanier hatten keine großen Erwartungen an den 37-jährigen König, der als Ziehsohn Francos galt. Am 27. November 1975 fanden die letzten von Franco befohlenen Hinrichtungen von Aktivisten der baskischen ETA statt. Überraschenderweise gelang es Juan Carlos, Spanien in eine funktionierende parlamentarische Demokratie umzuwandeln.

Franco Grab
Francos ehemalige Ruhestätte in der Basilika Santa Cruz del Valle de los Caídos ( JJFarquitectos / Depositphotos.com )

Streit um letzte Ruhestätte

Am 24. Oktober 2019 wurde Francos Leichnam auf Anordnung des sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez aus dem Valle de los Caídos entfernt und auf dem Friedhof El Pardo Mingorrubio im Norden von Madrid beigesetzt. Die Kosten der Umbettung beliefen sich auf 63.000 Euro. Francos Gebeine wurden im Hubschrauber ausgeflogen um Sabotageakte auf der Straße auszuschließen.

Die sieben Enkel des verstorbenen Diktators hatten sich 16 Monate lang gegen die Umbettung gewehrt, die aber vom Spanischen Verfassungsgerichtshof und vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebilligt wurde. Der Oberste Gerichtshof hatte auch den Wunsch der Familie abgelehnt, Francos Leichnam in der Familiengruft in Madrids Almudena-Kathedrale beizusetzen.

Francos einzige Tochter Carmen Franco y Polo ist am 29. Dezember 2017 verstorben. Eines ihrer sieben Kinder, María del Carmen Martínez-Bordiú y Franco, ist durch Heirat mit dem spanischen Königshaus verwandt und darf sich seit dem Tod ihrer Mutter »2. Herzogin von Franco und Grande von Spanien« nennen.

Die sieben Enkel Francos lassen jetzt bei Christie’s in London Smaragd- und Diamantschmuck im Wert von 400.000 Euro versteigern und teilen das übrige Erbe unter sich auf. Wie die Zeitung »El País« berichtet, befinden sich darunter 250 Immobilien und Barmittel im Wert von 102 Millionen Euro. Während die Erben die Grundstücke als ihr rechtmäßiges Eigentum betrachten, warten die früher von Franco enteigneten Grundbesitzer immer noch auf eine Entschädigung.

Bereits 2018 hatten die Enkel vergeblich versucht, Francos Anwesen Pazo de Meiras, eine Villa mit 16 Hektar Land in Galizien für 8 Millionen Euro zu verkaufen. 2020 hat ein Gericht verfügt, dass Franco gar nicht der rechtmäßige Eigentümer des Grundstücks ist und die Enkel es deshalb an den Staat zurückgeben müssen. Franco hatte die Immobilie 1938 in seiner Eigenschaft als Staatsoberhaupt geschenkt bekommen. Die drei Jahre später erfolgte Änderung des Kaufvertrages auf Franco als Privatperson sei nichtig, erklärte der Richter. Und Benito Portela, der Bürgermeister von Sada in La Coruña befand: »Es handelt sich um ein Eigentum, das der Allgemeinheit gehört«.

Die politische Abrechnung mit Franco

Man stelle sich vor, Hitler hätte sich 1945 nicht umgebracht, sondern wäre 1975 friedlich im Kreise seiner Familie im Bett verstorben. Hitler wäre danach in einer pompösen Gruft in der Aachener Kathedrale aufgebahrt worden und Hunderttausende seiner Anhänger pilgerten jedes Jahr an seinen Sarg. Seine Kinder residierten in Schlössern und Villen, die Hitler von seinen Gegnern requiriert hatte. Alle, denen im Dritten Reich Leid zugefügt wurde, müssten sich das mit ansehen. Darüber zu sprechen wäre ein Tabu. Nach Hitlers Tod stände ein König als Nachfolger bereit, den Hitler selbst ausgesucht hat. Sein Bundeskanzler wäre als »Schlächter von Hamburg« bekannt geworden, der persönlich am Tod von 17.000 Zivilisten schuldig war. Die Nazi-Partei wäre weiter an der Macht, aus der Landesflagge wäre lediglich das Hakenkreuz entfernt worden. Die Reichswehr stünde hinter der faschistischen neuen Regierung. 140.000 Opfer des Regimes würden unerkannt in 2.500 Massengräbern liegen während die Täter eine Generalamnestie erhalten hätten.

Was wie ein schlechter Roman klingt, ist die Realität in Spanien kurz nach dem Machtwechsel von Franco zu König Juan Carlos I. Und der »Pacto del Olvido«, der stillschweigende Pakt des kollektiven Erinnerungsverlustes, gilt bis heute. Aber Verdrängung ist für die Volksseele keine gute Idee. Man kann sich vorstellen, dass in Spanien der tiefe Graben zwischen Linken und Rechten, nicht einfach eine akademische Auseinandersetzung zweier politischer Lager ist, sondern ein gesellschaftliches Langzeit-Trauma.

Die linke spanische Minderheitsregierung aus PSOE und Podemos will im September 2020 durch eine Gesetzesinitiative die heute straffreie Verklärung der Franco-Diktatur bis Ende 2021 beenden. Die Verherrlichung des Diktators soll unter Strafe gestellt, Unrechtsurteile sollen aufgehoben und frankistische Organisationen sollen verboten werden. Die Nationale Stiftung Francisco Franco, die immer noch öffentliche Mittel bekommt, soll eingestellt werden. Die Kultstätte »Tal der Gefallenen«, die vom Benediktiner-Orden betrieben wird, soll in eine Erinnerungsstätte für alle Opfer des Spanischen Bürgerkrieges umgewidmet werden. Ausgebürgerte Opfer der Diktatur oder deren Nachkommen sollen in einem vereinfachten Verfahren den spanischen Pass erhalten können. Die Regierungszeit von Franco soll verpflichtend im Schulunterricht behandelt werden und der Militärputsch soll nicht mehr als »der Vorfall« verharmlost werden.

Die spanische Rechte ist natürlich erbost und behauptet, immer wenn Ministerpräsident Sánchez ein Problem habe wie jetzt Corona, zaubere er Franco aus dem Ärmel. VOX Führer Santiago Abascal giftet, Sánchez wolle den Bürgerkrieg doch noch gewinnen und eine antispanische kommunistische Republik einführen.

Man darf gespannt sein, ob es in der spanischen Gesellschaft, die wegen Franco immer noch so zerrissen ist, gelingen kann, durch so eine Anordnung der politisch schwachen Regierung einen Schlussstrich unter die Franco-Diktatur zu ziehen.

Von Wolfgang Zöllner

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