Bergsteiger Carlos Soria – der Alte vom Berge

Wenn von einem Europäer die Rede ist, der alle vierzehn Achttausender auf der Welt bestiegen hat, denkst du vermutlich an Reinhold Messner. Insgesamt ist diese Leistung bisher 38 Menschen gelungen. Der Spanier Carlos Soria Fontán ist einer, der kurz davor steht, das ebenfalls zu schaffen.

Bisher hat er zwölf Achttausender bezwungen sowie die jeweils höchsten Berge auf allen Kontinenten. Allerdings gibt es bei Carlos Soria eine Besonderheit: Er hat zehn seiner bisherigen Achttausender erst nach seinem sechzigsten Geburtstag bestiegen, und heute ist er 79 Jahre alt und kein bisschen weiser.

Seine Liebe für das Bergsteigen entdeckte Soria mit 14 Jahren, als er im Jahr 1953 mit einem Freund in der Sierra de Guadarrama bei Madrid kletterte. 1960 fuhr er mit seiner Vespa in die Alpen um es dort mit den ersten richtig schwierigen Berggipfeln aufzunehmen. 1968 war er Teilnehmer der ersten spanischen Expedition, die in Russland Europas höchsten Berg, den Elbrus (5.642 m), bestieg. Drei Jahre später folgte der Denali in Alaska (6.194 m), der höchste Berg Nordamerikas.

1973 und 1975 war Soria Teilnehmer der frühesten spanischen Expeditionen in den Himalaya. Allerdings bezwang er erst 1990 seinen ersten Achttausender, den Nanga Parbat (Pakistan 8.125 m). 1994 folgte der Gasherbrun II (Pakistan/China 8.025 m).

Dabei deutete nichts darauf hin, dass Carlos Soria überhaupt geeignet sein könnte für solche Extremtouren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und arbeitete bis zu seiner Rente als Polsterer. 1970 wurde bei einem Skiunfall sein linkes Knie beschädigt. Die Folge war, dass er es beim Abstieg von den hohen Bergen nicht belasten konnte und folglich die ganze Belastung auf dem rechten Knie lag. Zudem ist Soria mit 1,62m Körpergröße und 57 kg Körpergesicht eher schmächtig. Allerdings ist er sehr gut trainiert. Nach Aussage seines Trainers hat er nur 10% Körperfett und sein Ruhepuls beträgt 45 Schläge pro Minute. Bei Normalsterblichen sind es 80 Schläge pro Minute.;

Mit 60 Jahren, ging es dann so richtig los, denn nun hatte Soria als Rentner ja viel mehr Zeit:

• 1999 Cho Oyu, China/Nepal, 8.201 m
• 2001 Mount Everest, China/Nepal, 8.848 m
• 2004 K2, China/Pakistan, 8.611 m
• 2007 Broad Peak, China/Pakistan, 8.047 m
• 2008 Makalu, China/Nepal, 8.465 m
• 2009 Gasherbrun I, China/Pakistan, 8. 068 m
• 2010 Manaslu, Nepal, 8. 156 m
• 2011 Lhotse, China/Nepal, 8. 516 m
• 2014 Kanchenjunga, Nepal, 8. 586 m
• 2016 Annapurna, Nepal, 8. 091 m

Zur Verwirklichung seines Traumes fehlen Carlos Soria also noch:

• Dhaulagiri I, Nepal, 8.167 m
• Shishapangma, China, 8.027 m

Mittlerweile trägt Soria im linken Knie eine Prothese, sodass ihm der Abstieg nicht mehr so schwer fällt. Einige Nebengipfel des Shishapangma hat Soria bereits bestiegen. Im Jahr 2018 musste er den Aufstieg auf den Dhaulagiri I 150 m unterhalb des Gipfels wegen Nebels abbrechen. Er wird es aber wieder versuchen, sobald er die nötigen 42.000 Euro für eine erneute Expedition zusammen hat. Seit 2011 wird Soria durch die spanische Bank BBVA gesponsert. Er führt die meisten seiner Touren praktisch alleine durch, nur von wenigen Sherpas begleitet.

Mittlerweile gehört Spanien zu den Nationen, die sich beim Extrem-Bergsteigen einen Namen gemacht haben. Auch deutsche Touristen können sich den spanischen Alpinismus-Verbänden anschließen, z.B. in Andalusien der Federación Andaluza de Moñtanismo (FEDAMON).

Nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal 2015 gründete Soria eine Schule für nepalesische Kinder. Da er selbst kaum Schulbildung genossen hatte, war es ihm ein Bedürfnis, hier zu helfen. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2001 die Aufnahme in den königlichen Orden für sportliche Leistungen durch König Juan Carlos I. Carlos Soria ist eine lebende Ermutigung für alle, die befürchten, dass man mit 70 nur noch dem Ende entgegensiechen kann.

• Hier findest du Carlos Sorias offizielle Youtube Seite
• Hier ist die Webseite für Sorias nepalesisches Hilfswerk
• Die Webseite von FEDAMON

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