Besondere Ereignisse im Spanischen Bürgerkrieg

Der Spanische Bürgerkrieg begann im Juli 1936 und dauerte fast drei Jahre. Nach harten Kämpfen siegten die Republikaner unter Franco. Dieser errichtete anschließend seine Diktatur und herrschte in Spanien bis zu seinem Tod im Jahr 1975.
Spanien Bürgerkrieg
Faschisten feiern ihren Sieg 1939 in der Stierkampfarena von Madrid ( Everett Historical / Shutterstock.com )

Die kritischen ersten Tage

Am 6. Juli 1936 sind sich die faschistische Falange Partei, die Carlisten (Monarchisten) und die Generäle Mola, Franco, Goded und Sanjuro einig, dass es am 17. oder 18. Juli zum Militärputsch kommen soll. Sie rechnen nicht mit einem lange dauernden Bürgerkrieg, sondern glauben, dass der Putsch ausgeht, wie meistens in der spanischen Geschichte: Eine Clique ersetzt eine andere in der Regierung.

Die Erhebung der nationalistischen Generale beginnt ziemlich holprig und hätte kläglich scheitern können. Keineswegs ist General Franco als politischer Führer des Militärputsches ausersehen, sondern der im Exil in Portugal weilende monarchistische General José Sanjurjo, der im Volk und beim Militär geachtet ist, weil er den Krieg in Spanisch-Marokko 1926 gegen die Rif-Kabylen gewonnen hatte. Sanjuro war dann 1931 nach einem gescheiterten Militärputsch nach Portugal ins Exil gegangen. Sanjuro soll am 20. Juli 1936 mit einem kleinen Flugzeug von Estoril nach Burgos in Spanien gebracht werden. Er schleppt schweres Gepäck mit sich. Auf Vorhaltungen des Piloten antwortet er, dass sich in den Koffern seine Uniformen befänden, die er beim siegreichen Einzug der Nationalisten in Madrid unbedingt benötige. Der Pilot wagt nicht, zu widersprechen. Beim Start gewinnt das überladene Flugzeug nicht genug an Höhe und kracht gegen eine Mauer. General Sanjuro ist sofort tot, der Pilot schwer verletzt.

General Franco lebt in der Verbannung auf der Kanaren-Insel La Palma. Er soll den militärischen Teil des Putsches im Süden leiten. Dazu muss er zur Afrika-Armee in Spanisch-Marokko gebracht werden. Francos Vertraute mieten ein mehrsitziges Dragon-Rapide Flugzeug in England, welches Franco, getarnt als britischer Afrika-Tourist, von den Kanaren nach Tetuan in Spanisch-Marokko bringen soll. Der britische Pilot Bebb muss seine Frau und seine beiden Töchter mitnehmen, um die Tarnung glaubhaft erscheinen zu lassen. Er weiß aber bis zum Tag des Abfluges nicht, wen er da nach Marokko transportieren soll. Auf Teneriffa scheitert beinahe die Kontaktaufnahme in einem Hotel, weil sowohl Bebb als auch Francos Emissäre sich nicht trauen, sich gegenseitig zu erkennen zu geben.

Inzwischen hat die Regierung in Madrid die Weisung erteilt, das britische Flugzeug, das unerlaubt auf dem Flughafen Gando auf La Palma gelandet ist, zu konfiszieren, bis der Zweck der Reise der Briten geklärt sei. Die Franco treuen Truppen auf La Palma führen diesen Befehl sofort aus, so dass das Flugzeug immer im Zugriff von Franco ist. Am 18. Juli fliegt die Maschine zur Zwischenlandung nach Casablanca in Französisch-Marokko, wo die »britischen Touristen» bei den Franzosen keinen Verdacht erregen.

Noch am selben Tag verteidigen die spanischen Regierungstruppen den Flugplatz San Ramiel bei Tétuan, auf dem Franco am 19. Juli landen soll, gegen die Putschisten. Die regierungstreuen Tuppen dort stehen unter dem Kommando von Major Lapuente, einem Neffen Francos. Der beginnende Bürgerkrieg zieht sich sofort mitten durch die spanischen Familien.

In Melilla müssen die Putschisten vorzeitig losschlagen, weil die geplante Rebellion aus Versehen verraten wird. Die alarmierte Regierung in Madrid schickt die örtliche Polizei in das Geografische Institut im Melilla. Falls die Polizei bei der Hausdurchsuchung die Putschpläne findet, ist alles verloren. Die Polizisten werden von den Aufständischen eingesperrt. Im Auftrag der Regierung soll der spanische Oberkommandierende in Afrika, General Morato, in Melilla nach dem Rechten sehen und wird sofort bei seiner Ankunft von den Putschisten verhaftet. Es kommt zu schweren Straßenkämpfen.

Am 18. Juli unternimmt die Volksfront-Regierung in Madrid einen letzten Versuch, einen Bürgerkrieg zu vermeiden. Ministerpräsident Diego Martínez Barrio ruft den General Mola in Pamplona an und bietet ihm einen Ministerposten an. Der General lehnt ab, denn bei so einem Geschäft würden beide ihre jeweiligen Ideale verraten. Sie würden dann beide verdienen, dass sie von ihren jeweiligen Anhängern totgeschlagen würden.

Die Telefonverbindungen zwischen den Gebieten der Regierung und den Gebieten der Rebellen bleiben den ganzen Krieg hindurch intakt, da das spanische Telefonnetz einer amerikanischen Telefongesellschaft gehört, die den Ehrgeiz hat, beide Lager unparteiisch zu bedienen.

Am 18. Juli begibt sich der Putschisten-General Queipo de Llano mit zwei Offizieren nach Sevilla, um die dortige Garnison auf die Seite der Putschisten zu ziehen. Die Offiziere der Garnison erklären, sie stünden alle auf der Seite der republikanischen Regierung, lassen sich aber ohne Gegenwehr einsperren. Später kommt heraus, dass sie sich nicht getraut hatten, sich zu den Putschisten zu bekennen, weil sie Angst hatten, dass der Putsch so endet wie 1931 der gescheiterte Putsch von General Sanjuro.

Ein Oberst der Pioniere erklärt sich für neutral und will sein Regiment weder auf die Putschisten noch auf die Regierungstreuen schießen lassen. Er wird ein paar Tage später ermordet. Der Rundfunk ist noch in Regierungshand und ruft die Arbeiter zum bewaffneten Widerstand auf. Die Putschisten können nur das Stadtzentrum verteidigen. Erst nachdem die Soldaten der afrikanischen Armee mithilfe deutscher JU52 Flugzeuge in Jerez gelandet sind, wird der Widerstand der Arbeiter von Sevilla gebrochen.

In Barcelona soll der nationalistische Putschgeneral Goded den Oberbefehl der aufständischen Truppen übernehmen und von dort aus die spanische Ostküste erobern. Dazu fliegt er am 20. Juli von Palma de Mallorca nach Barcelona, wo er am Flughafen von regierungstreuen Truppen verhaftet wird. Wegen seines Ranges wird der General nicht ins Gefängnis geworfen, sondern dem katalanischen Präsidenten Companys als persönlicher Gefangener übergeben. Companys will weiteres Blutvergießen in der Stadt verhindern und überredet den General, die nationalistischen Truppen in Barcelona über den Rundfunk zur Aufgabe aufzurufen. Der Aufruf hat weitreichende Folgen, denn nach der Ansprache kapitulieren auch nationalistische Truppen in Valencia und Madrid. Präsident Companys muss allerdings seinen Gefangenen nach zwei Tagen an die Arbeitermilizen der Anarchisten herausgeben, als diese drohen, Companys zu ermorden. General Goded wird im September im Fort Montjuich erschossen.

Der Zulauf der katalanischen Bevölkerung zu den Arbeitermilizen ist nicht so sehr begründet in der Begeisterung der Arbeiter und Bauern für die linke Regierung. Vielmehr sind viele Familien durch die Zwangskollektivierung so verarmt, dass sie ihre 12- bis 16-jährigen Söhne zu den Milizen schicken, weil diese dort jeden Tag 10 Peseten als Sold erhalten.

Auf dem Schlachtschiff Jaime I werden am 21. Juli nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Vigo die nationalistisch gesinnten Offiziere von den linken Matrosen gefangen gesetzt oder erschossen und »in militärischen Ehren über Bord geworfen«. Das Schiff läuft den Hafen von Málaga an. Am 13. August 1936 starten die deutschen Bomberpiloten Moreau und Hoyos vom Flugplatz Tablada bei Sevilla zu einem Überraschungsangriff auf die vor Málaga liegende Jaime I. Es ist der erste Bombenangriff der deutschen Luftwaffe in diesem Krieg. Die beiden Bomben »Mausi« und »Fifi« beschädigen die Jaime I schwer. Das Schiff muss nach Cartagena abgeschleppt werden und kann das Übersetzen von Francos Afrika-Armee auf das Festland nicht mehr behindern.

In Madrid werden bei Sonnenaufgang des 19. Juli die Arbeitermassen von der Regierung bewaffnet und stürmen unter großen Verlusten die Montaña Kaserne. Am 23. August geht das Gefängnis, in dem die gefangenen nationalistischen Offiziere eingesperrt sind, in Flammen auf. Auch 50 Kirchen werden angezündet.

So kommen nur noch die Generale Mola und Franco als Führer des rechten Aufstands infrage. Mola soll Madrid erobern. Als das nicht gelingt, erobert er Anfang 1937 Nordspanien.

Der Beginn der Internationalisierung des Fußballs

Die mit Franco verbündeten Deutschen haben im Frühjahr 1937 das Baskenland dazu auserkoren, den totalen Krieg zu proben, mit Bombenangriffen auf Zivilisten wie z.B. in Guernica. Lokale Behörden entschließen sich, 4.000 Jugendliche dem Inferno zu entziehen, indem sie sie in das britische Southampton schicken. Dort werden die Jugendlichen in Internierungslager gesteckt. Einige dieser Jugendlichen werden bald zu talentierten Fußballspielern, welche die englischen Fußball-Ligen verstärken und so das Zeitalter der ausländischen Spieler im Fußball einläuten.

Sabino Barinaga kommt mit 15 nach Southampton und die Engländer werden bald auf sein sportliches Talent aufmerksam. Mit 18 Jahren schießt er für den FC Southampton 62 Tore in 18 Spielen. 1940 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kehrt er nach Spanien zurück, wird Spieler von Real Madrid und erzielt im neu erbauten Bernabeu Stadion das allererste Tor.

Raimundo Pérez Lezama, ein Kollege von Barinaga, debütiert 1940 beim FC Southampton als Torwart. Er kehrt nach Spanien zurück und schließt sich dem Club Athletic Bilbao an, mit dem er 1944, 1945 und 1950 den spanischen Pokal gewinnt sowie 1946 die Ricardo Zamora Trophäe als bester Torwart des Landes.

Emilio Aldecoa wird als baskischer Flüchtling der erste ausländische Profi-Fußballer der englischen Liga. Mit 11 Toren in 30 Spielen ist er in der Saison 1943/44 der Topscorer der Wolverhampton Wanderers. Er wechselt dann zu Coventry City und kehrt 1946 zu Athletic Bilbao zurück. Aldecoa beendet seine Karriere beim FC Barcelona, mit dem er zweimal die spanische Meisterschaft und dreimal die Copa del Rey gewinnt.

Weitere bekannte baskische Fußballer in englischen Fußball-Teams sind die Brüder Antonio und José Gallego und der begnadete Dribbelkünstler José Bilbao.

Für die spanischen Jungs war es nicht einfach, ohne ihre Eltern in der Fremde zurechtzukommen. Sie fühlten sich als Außenseiter stigmatisiert. Der Fußball bot ihnen eine Möglichkeit, sich in einer fremden Kultur zu integrieren, gesellschaftliche Anerkennung zu finden und das Heimweh zeitweise zu vergessen.

Der Aufstieg Francos

Am 3. Juni 1937, während der Schlacht um Bilbao, kommt General Mola bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Mola war unterwegs nach Burgos. Gerüchte besagen, an Bord sei eine Zeitbombe explodiert. Der Tod seines Rivalen um die Führung des nationalistischen Lagers dürfte Franco sehr gelegen gekommen sein. Das Kommando der Nordarmee übernimmt General Dávila. Am 1. Oktober wird Franco in Burgos, der neuen Hauptstadt der Aufständischen, zum Staatsoberhaupt und »Caudillo« ausgerufen, ein Titel, mit dem man in Lateinamerika Dorfbürgermeister und Bandenführer bezeichnet.

Die republikanische Regierung kontrolliert die meisten Rundfunkstationen und verfügt über linke Demagogen, deren Reden Anklang im einfachen Volk finden, das zu 45% aus Analphabeten besteht. Allerdings wird die republikanische Regierung kalt erwischt, als der sozialistische französische Präsident Blum am 27. Juli 1936 unter dem Druck Großbritanniens verkündet, dass Frankreich keine Waffenlieferungen nach Spanien durchlassen wird. Heimlich werden zwanzig französische Flugzeuge dennoch über Mexiko an die Republikaner geliefert, nachdem die spanische Regierung Gold im Wert von 500.000 Dollar in Frankreich als Sicherheit hinterlegt hat.

Der französische Dichter Malraux tritt für die spanische Regierung als offizieller Käufer der Flugzeuge auf und soll den Republikanern helfen, eine schlagkräftige Luftwaffe aufzubauen. Die ausländischen Söldner, die Malraux als Piloten mitgebracht hat, verlangen einen monatlichen Sold von 50.000 US-Dollar. Die französischen Flugzeuge erweisen sich als wenig tauglich für einen Kriegseinsatz.

Dagegen laufen die Waffenlieferungen von Deutschland und Italien an die Putschisten jetzt erst richtig an. Bereits am 6. August 1936 trifft der deutsche Frachter Usaramo im Hafen von Cádiz ein. Er hat Jagdflugzeuge, Bomben, Maschinengewehre und Munition für die Rebellen an Bord. Die Übermacht moderner Kriegswaffen in den Händen der Aufständischen wird diesen Bürgerkrieg nach weniger als drei Jahren entscheiden.

Ein erstaunliches Rededuell

Am 12. Oktober 1936 feiert Spanien wie jedes Jahr das Fest der Entdeckung Amerikas. Zu diesem Zweck versammeln sich in der altehrwürdigen Universität von Salamanca hohe Geistliche, Studenten, Professoren, Putschisten und der faschistische Zivilgouverneur. Der Putschgeneral Millán Astray hält eine Rede. Der General ist entstellt von Wunden aus den marokkanischen Feldzügen von 1921 bis 1926, den Spanien nur durch den Einsatz von Giftgas gewonnen hat. Astray ist außerdem bekannt, weil er in der spanischen Armee den Schlachtruf »Lang lebe der Tod« eingeführt hat. Astray beginnt seine Rede damit, dass die Hälfte aller Spanier Verbrecher und Hochverräter seien. Er meint damit die Anhänger der spanischen Regierung. Das Baskenland und Katalonien seien Krebsgeschwüre im Körper der Nation. Der Faschismus werde wie ein resoluter Arzt ins lebendige Fleisch schneiden. »Und da gesundes Fleisch die Erde ist und das kranke Fleisch das Volk, das auf ihr wohnt, werden der Faschismus und die Armee das Volk auslöschen und die Erde wieder als das heilige Gut der Nation einsetzen.«

Als Nächstes spricht der Rektor der Universität Salamanca, der greise Philosoph Miguel de Unamuno, der anfangs den Putsch unterstützte, aber später von den militärischen Exzessen angewidert ist. Unamuno erklärt, dass er selbst im baskischen Bilbao geboren ist. »Und der Bischof ist ein Katalane, ob er das nun gerne hört oder nicht«. Unamuno weist darauf hin, dass General Astray ein Krüppel sei wie Miguel de Cervantes, der Autor des spanischen Nationalepos Don Quijote. Aber dem General mangele es an der geistigen Größe Cervantes. Astray sei ein geistloser Krüppel, der sich Erleichterung verschaffe, indem er die Verkrüppelung Spaniens fordere. Astray springt erregt auf und schreit: »Nieder mit der Intelligenz!« Franco wagt nicht, den populären Philosophen ermorden zu lassen, sondern stellt ihn unter Hausarrest. Dort stirbt Unamuno ein Jahr später eines natürlichen Todes.

Die wundersame Verteidigung des Alcázar von Toledo

Bekanntlich bricht der Spanische Bürgerkrieg genau an dem Tag aus, an dem in Barcelona die Arbeiterolympiade eröffnet werden soll.

Am 18. Juli 1936 bereitet sich auf der Seite der Aufständischen ebenfalls jemand auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen vor, allerdings auf die Spiele der deutschen Nazis in Berlin. Es ist der Oberst José Moscardó, Direktor der Zentralen Sportschule der Armee in Toledo, der in Madrid die Nachricht über die Revolte in Nordafrika als »Signal für den Heiligen Kreuzzug« interpretiert. Er bricht sofort seine Reisepläne ab und kehrt in seine Garnison in Toledo zurück, die sich in den 1790 erbauten wuchtigen Alcázar zurückzieht.

Moscardó verteidigt den Alcázar von Toledo zwei Monate lang mit 1.300 nationalistischen Soldaten gegen eine republikanische Übermacht von 8.000 Mann. Obwohl asturische Bergleute zwei Stollen unter die Grundmauern des Alcázar treiben und dort 6.000 kg Dynamit hochgehen lassen, obwohl der Alcázar 35 Mal aus der Luft bombardiert wird, obwohl die Verteidiger ausgehungert werden und der 16-jährige Sohn von Oberst Moscardó von den Republikanern in Toledo als Geisel gehalten und nach dem Verstreichen einer Übergabefrist ermordet wird, geben die Verteidiger nicht auf.

Am 27. September 1936 wird der republikanische Belagerungsring um den Alcázar von nationalistischen Elitetruppen unter Oberst Varela durchbrochen, die von dem Belagerungsring um Madrid abgezogen worden waren. Die militärische Bedeutung des Alcázar von Toledo ist für beide Seiten gering. Die gescheiterte Belagerung des Alcázar von Toledo wird jedoch zum psychologischen Desaster der Republikaner und zum Heldenmythos der Nationalisten. Noch heute bekommen die spanischen Fremdenführer feuchte Augen, wenn sie die Touristen zum Alcázar von Toledo schleppen.

Während des gesamten Krieges kommt es mehrfach an militärisch eher unbedeutenden Orten zu Situationen wie in Toledo, also dazu, dass die Republikaner den Ort erobern und Francos Truppen ihn einige Zeit später – mit Unterstützung der Deutschen und Italiener – zurückerobern, wie z.B. im Winter 1937 bei den Kämpfen um das Städtchen Teruel. Die deutschen und italienischen Verbündeten hätten sich gewünscht, dass Franco sich mehr um die strategisch wichtigen Fronten kümmert. Franco hat jedoch einen einleuchtenden Grund für sein Verhalten. Er hat beträchtliche Schulden nicht nur bei den Deutschen und Italienern, sondern auch bei den Amerikanern, Engländern und Franzosen, wo man ihm Kredite für den Kauf von Benzin und anderen lebensnotwendigen Gütern eingeräumt hat. Da das weitere Fließen dieser Geldquellen davon abhängt, dass die Geldgeber an Francos Siegchancen glauben, darf er nie eine Niederlage zugeben. Aber auch die Republikaner kaufen Waffen in Italien und Deutschland, wie der republikanische Ministerpräsident Negrín am 1. Februar 1939 in seiner letzten Rede vor dem Parlament in Figueras einräumt.

Warum halten die marokkanischen Mauren ihren Kopf für die Sache der Aufständischen hin?

Die Afrika-Armee besteht teilweise aus marokkanischen Berbern. Die Berber waren den Spaniern unter General Sanjurjo und General Astray im Jahr 1926 erst nach fünfjährigem Kampf im Rif-Krieg unterlegen. Es gehört zu den ungelösten Geheimnissen des Spanischen Bürgerkriegs, warum diese Berber-Soldaten das anfängliche Chaos des Militärputsches nicht nutzen, um sich gegen ihre spanischen Kolonialherren zu erheben. Stattdessen kämpfen sie besonders tapfer und grausam für Franco, gegen die republikanische Volksarmee, gegen die Arbeiter-Milizen und gegen die Internationalen Brigaden. Auch der General Astray äußert während seiner Rede in Salamanca seine Bewunderung mit diesen Worten: Die Nationalisten werden siegen »mithilfe jener tapferen Marokkaner, die, obwohl sie mich früher verwundeten, heute alle Dankbarkeit, derer ich fähig bin, erwarten können, denn sie kämpfen für Spanien gegen die Spanier... ich meine gegen die schlechten Spanier..., denn sie geben ihr Leben für die Verteidigung der heiligen Religion, was dadurch bewiesen ist, dass sie die Feldmessen besuchen, den Caudillo begleiten und heilige Medaillons und heilige Herzen an ihre Burnusse stecken.«

Man kann annehmen, dass die zwei Regimenter Berbersoldaten (also etwa 5.000 Mann) in der Afrika-Armee für Franco kämpfen, weil sie dafür einen guten Sold bekommen. Rätselhaft bleibt aber, warum Franco einmal selbst von 60.000 Mauren in seiner Armee spricht, von denen 40.000 gefallen seien. Auch die Republikaner und die Internationalen Brigaden berichten immer wieder von allen möglichen Frontabschnitten, an denen sie durch Mauren in Bedrängnis gebracht worden seien und dass die Mauren besonders grausame Gräueltaten in den von ihnen eroberten Gebieten begangen hätten. So sollen Mauren in einem Gefecht nördlich von Madrid zum Schein in eine Stellung einer Kompanie der amerikanischen Brigade übergelaufen sein und dort alle Brigadisten abgeschlachtet haben.

Das Kriegsende

Im Oktober 1938 beantragt der republikanische Ministerpräsident Negrín beim Völkerbund (dem Vorläufer der UNO), dass alle ausländischen Truppen aufgefordert werden sollen, aus Spanien abzuziehen. Es ist nie geklärt worden, warum Negrín geduldet hat, dass sich die regierungstreuen Internationalen Brigaden sowie die sowjetischen Militärberater an diese Aufforderung gehalten haben, die deutschen und italienischen Verbände aber bis zum Kriegsende weiter kämpften.

Noch während der Schlacht am Fluss Ebro, die den Ausgang des Bürgerkrieges entschieden hat, werden die Internationalen Brigaden von der Front abgezogen, von Beauftragten des Völkerbundes in Lagern gesammelt und nach Frankreich abtransportiert. Als die Schlacht dann für die Republikaner verloren ist, können Francos Truppen leicht bis zum Mittelmeer vorstoßen und das republikanische Gebiet in drei voneinander getrennte Teile aufspalten. Zuerst werden von den Nationalisten Barcelona und der größte Teil Kataloniens erobert. Ein republikanisches Rumpfparlament tagt letztmals Ende Januar 1939 in dem Pyrenäen-Städtchen Figueras nahe der französischen Grenze.

Der republikanische Präsident Manuel Azaña, der den Bürgerkrieg für verloren hält, will für weiteres Blutvergießen nicht verantwortlich sein und setzt sich am 4. Februar nach Frankreich ab. Ministerpräsident Negrín kehrt von Figueras nach Valencia zurück. Azaña stirbt 1940 in seinem französischen Exil.

In Madrid bildet General Sigismundo Casado, der Befehlshaber der republikanischen Zentralarmee, einen Verteidigungsrat, dem alle politischen Gruppierungen außer den Kommunisten angehören. Casado will mit Franco über einen Waffenstillstand verhandeln.

Ministerpräsident Negrín telefoniert daraufhin mit Casado und teilt ihm mit, dass er sich als abgesetzt betrachten soll. Negrín kann aber vom isolierten Valencia aus die Situation in Madrid nicht beeinflussen.

Die republikanischen Generäle in Valencia diskutieren sogar die Übergabe des republikanischen Gebiets an Franco. In Cartagena meutern die republikanischen Truppen.

Die Anhänger Casados in Madrid klemmen die Regierung in Valencia vom Telefonnetz ab und starten Luftangriffe auf das von loyalen Regierungstruppen beherrschte Alicante. Als Negrín erfährt, dass der republikanische Gouverneur von Alicante zu General Casado übergelaufen ist, fliegt er mit Dolores Ibárruri (der kommunistischen Ikone »La Pasionaria«) und wenigen Getreuen ins Exil nach Frankreich. Juan Negrín bildet in Frankreich eine spanische Exilregierung und geht nach der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen nach England. 1945 reist er nach Mexiko, um seine Streitigkeiten mit anderen republikanischen Politikern beizulegen. 1956 stirbt Negrín in Paris.

Dolores Ibárruri erhält 1939 politisches Asyl in der Sowjetunion, ihr Sohn fällt als Oberleutnant in der Schlacht von Stalingrad. Später verurteilt sie den Einmarsch der Truppen der Warschauer Pakt Staaten in die Tschechoslowakei und gründet mit Santiago Carrillo die neue spanische KP. Nach Francos Tod wird Dolores Ibárruri 1977 als kommunistische Abgeordnete ins spanische Parlament gewählt. Ende 1983 stirbt sie in Madrid.

In Madrid beginnt Anfang März 1939 ein Bürgerkrieg im Bürgerkrieg zwischen den Kommunisten und den Anhängern des Generals Casado. Der Kampf endet mit 2.000 Toten und der Gefangennahme und Erschießung des regierungstreuen Kommandeurs Barceló. Am 19. März nimmt Casado Waffenstillstandsverhandlungen mit Franco auf, weil er hofft, Franco würde eher mit einem Militär als mit den verhassten Kommunisten verhandeln. Franco besteht aber auf der bedingungslosen Kapitulation. Am 28. März 1939, dem Tag der Übernahme Madrids durch die nationalistische Fünfte Kolonne, also durch Franco-Anhänger aus Madrid, flieht Casado über Valencia und Marseille nach Großbritannien und von dort weiter nach Kolumbien und Venezuela. 1961 wird er von einem spanischen Militärgericht freigesprochen und stirbt 1968 in Madrid.

Valentín González, genannt »El Campesino«, der legendäre Guerillaführer und Kommandeur der republikanischen 46. Division, die an allen wichtigen Schlachten teilgenommen hat, flieht am 28. März aus Valencia nach Adra, schießt sich dort den Weg gegen die italienischen Besatzer frei und entkommt in einem Motorboot nach Algerien. Über Frankreich gelangt er nach Russland, wird dort sowjetischer General an der Militärakademie von Frunse und später nach einem Streit mit La Pasionaria von Stalin verhaftet. Er muss als Sträfling beim Bau der Moskauer U-Bahn mitwirken. El Campesino kann in den Iran fliehen, wird von den Engländern gefasst, an die Sowjetunion ausgeliefert und in ein sibirisches Straflager gesteckt. Unter anderem durch die Hilfe eines ehemaligen deutschen Militärarztes der Legion Condor kann er wieder in den Iran fliehen und gelangt nach Frankreich. Von dort aus verübt er zwanzig Überfälle auf Militärposten Francos in Spanien. In Kuba befreundet er sich mit Fidel Castro. In Frankreich unterstützt er in mehreren Prozessen die Sozialisten gegen die Kommunisten. Nach Francos Tod 1976 kehrt El Campesino nach Spanien zurück und stirbt 1983 an einer alten Verletzung aus dem Spanischen Bürgerkrieg.

Die Dörfer Frigiliana und El Acebuchal in der Axarquía sind Hochburgen der linken Republikaner, werden jedoch schon im ersten Kriegsjahr von Francos Truppen eingenommen. Nach dem Krieg leistet dort eine linke Guerilla namens »Maquis« bewaffneten Widerstand. Antonio Sánchez Martín ist 1952 der letzte Aufständische, der von der Guardia Civil erschossen wird. Sein Leichnam wird auf einen Esel geschnallt und zur Einschüchterung der Bevölkerung durch die Straßen von Frigiliana getrieben. Da die Guardia Civil annimmt, dass die Bevölkerung die Guerrilleros heimlich unterstützt, müssen alle Einwohner El Acebuchal verlassen, selbst falls sich darunter Anhänger von Franco befinden. Sie dürfen sich zwar tagsüber im Ort aufhalten, aber nicht nachts. So verfällt das Dorf. Nur ein Gasthof bleibt geöffnet, da er an der wichtigen Maultierroute nach Granada liegt. Als der Pfad nicht mehr gebraucht wird, zerfällt El Acebuchal endgültig zu einer Geisterstadt. 1998 kehren die Kinder eines vertriebenen Paares nach El Acebuchal zurück, um dort ländlichen Tourismus einzuführen. Andere schließen sich an, und heute gibt es dort wieder 33 Häuser, von denen die meisten an Touristen vermietet werden.

Von Wolfgang Zöllner

Anzeige
Anzeige
Booking.com
Andalusien Reiseführer

Andalusien Reiseführer

13 Städte, 15 weiße Dörfer, 9 Natur-Highlights, 4 Küsten, 4 Routen und jede Menge echte Geheimtipps – das alles findest du im großartigen Andalusien Reiseführer von Sara und Marco, den beiden Gründern von Love and Compass.

» Mehr Informationen