Recycling-Mythen im Alltag: Was wir beim Reisen wirklich beachten sollten

Recycling Nachhaltiges Reisen
Recycling kann im Urlaub ein echtes Problem sein ( Freepik.com )

Ob zu Hause oder unterwegs – wie wir mit Müll umgehen, hat Folgen für uns Menschen und unsere Umwelt. Viele Reisende möchten ihren Urlaub deshalb bewusst nachhaltiger gestalten. Sie wählen regionale Anbieter, setzen auf öffentliche Verkehrsmittel und achten auf einen respektvollen Umgang mit Natur und Kultur.

Doch beim Thema Abfall zeigt sich oft: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Besonders rund ums Recycling halten sich viele Vorstellungen, die in der Realität kaum Bestand haben. Wer nachhaltig reisen möchte, sollte diese Mythen kennen und hinterfragen.

Nachhaltiges Reisen beginnt im Kopf – auch beim Müll

Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Trend. Wer sich für bewusstes Reisen entscheidet, übernimmt Verantwortung – auch beim Thema Abfall. Denn im Urlaub fällt ebenso Verpackungsmüll an: vom Coffee-to-go-Becher bis zur leeren Sonnencreme-Tube.

Gerade unterwegs ist es oft schwer, den Überblick zu behalten. Die Mülltrennung funktioniert nicht überall gleich, und viele sind unsicher, wie sie sich richtig verhalten sollen.

Doch klar ist: Auch kleine Entscheidungen haben eine Wirkung. Wer sich schon vor der Reise mit dem Thema beschäftigt, vermeidet unnötigen Abfall – und sorgt dafür, dass Müll gar nicht erst zum Problem wird.

»Plastik wird immer recycelt« – warum das nicht stimmt

Viele glauben, dass Plastikverpackungen automatisch recycelt werden, sobald sie in der dafür vorgesehenen Tonne landen. Doch die Realität sieht anders aus. Ein großer Teil des gesammelten Plastiks wird gar nicht wiederverwertet – sondern verbrannt oder exportiert.

Nur ein kleiner Anteil wird tatsächlich zu neuen Produkten verarbeitet. Das liegt unter anderem an verschmutzten Verpackungen, Materialmix, falscher Trennung oder fehlender Nachfrage nach Recyclingmaterial.

Besonders dramatisch wird das Problem dort, wo Plastik nicht fachgerecht entsorgt wird. Plastik im Meer ist wohl das sichtbarste Zeichen eines zu sorglosen Umgangs. Es schadet Tieren, zerstört Lebensräume und gelangt am Ende sogar in unsere Nahrungskette. Wer glaubt, mit der Entsorgung im richtigen Müllbehälter sei alles erledigt, übersieht, wie wichtig Müllvermeidung wirklich ist.

»Bio-Plastik löst das Problem« – ein grüner Irrtum

Der Begriff »Bio-Plastik« klingt vielversprechend. Viele verbinden damit umweltfreundliche Verpackungen, die sich einfach abbauen lassen. Doch die Wahrheit dahinter ist viel komplexer.

Was viele nicht wissen:

  • Nicht jedes Bio-Plastik ist biologisch abbaubar: Einige Produkte bestehen zwar aus nachwachsenden Rohstoffen, verhalten sich aber wie herkömmlicher Kunststoff in der Umwelt.
  • Biologisch abbaubares Plastik baut sich oft nur unter bestimmten Bedingungen ab: Diese Bedingungen herrschen in der Natur meist nicht vor – weder am Strand noch im Meer.
  • In Recyclinganlagen sorgt Bio-Plastik häufig für Probleme: Es wird oft aussortiert oder stört den Recyclingprozess herkömmlicher Kunststoffe.

Die Folge: Auch vermeintlich »grüne« Verpackungen landen oft in der Verbrennung – oder im schlimmsten Fall in der Natur. Wer wirklich nachhaltig handeln will, sollte also nicht nur auf das Etikett achten, sondern Einwegverpackungen möglichst vermeiden.

»Getrennt ist gleich recycelt« – der Trugschluss der Mülltrennung

Viele verlassen sich darauf, dass korrekt getrennte Abfälle automatisch recycelt werden. Doch auch hier lohnt sich ein genauer Blick.

Warum Mülltrennung nicht gleich Recycling ist:

  • Nicht alles, was getrennt wird, kann recycelt werden.
    Verschmutzte Verpackungen, Materialmischungen oder falsche Entsorgung verhindern oft die Wiederverwertung.
  • Recycling ist aufwändig und teuer.
    Viele Materialien lassen sich technisch zwar recyceln, lohnen sich wirtschaftlich aber nicht. Das Ergebnis: Verbrennung statt Wiederverwertung.
  • Unklare Trennsysteme sorgen für Fehler.
    In vielen Ländern – auch innerhalb Europas – gelten unterschiedliche Regeln. Was in einem Land in die Gelbe Tonne gehört, gilt im anderen als Restmüll.

Diese Missverständnisse führen dazu, dass selbst eine gut gemeinte Mülltrennung oft nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Wer bewusst mit Ressourcen umgehen will, sollte sich daher nicht nur auf das System verlassen – sondern Müll nach Möglichkeit ganz vermeiden.

Gleichzeitig ist die häusliche Mülltrennung Voraussetzung für Recycling. Glas kann etwa nur dann richtig recycelt werden, wenn Buntglas und weißes Glas getrennt entsorgt werden.

Müllvermeidung unterwegs – Tipps für verantwortungsvolle Reisende

Wer im Urlaub bewusst unterwegs ist, kann mit wenigen Handgriffen viel bewirken. Oft sind es einfache Entscheidungen, die den Unterschied machen – vor allem, wenn es darum geht, Abfall von Anfang an zu vermeiden.

Diese Tipps helfen, unterwegs weniger Müll zu hinterlassen:

  • Wiederverwendbare Trinkflasche mitnehmen.
    In vielen Unterkünften oder Cafés kann man Leitungswasser nachfüllen.
  • Einkaufstasche aus Stoff oder Netz verwenden.
    So lassen sich spontane Einkäufe ohne Plastikbeutel erledigen.
  • Auf Einweg verzichten.
    Kein Plastikbesteck, keine Coffee-to-go-Becher, keine Einwegverpackungen im Picknickkorb, sondern wiederverwendbares Geschirr und Besteck.
  • Verpackungen vermeiden.
    Frische Produkte auf Wochenmärkten oder in kleinen Läden kaufen – oft unverpackt und regional.
  • Kosmetik ohne Mikroplastik und in fester Form nutzen.
    Feste Seife, Shampoo und Sonnencreme in umweltfreundlicher Verpackung sparen Platz und Verpackungsmüll.

Besonders wichtig am Strand:

  • Keinen Müll zurücklassen. Auch kleine Dinge wie Zigarettenstummel oder Verpackungen können großen Schaden anrichten. In einigen Orten in Spanien gibt es komplettes Rauchverbot an Stränden.
  • Plastik meiden, wo immer es geht. Viele Abfälle landen direkt oder indirekt im Meer und bleiben dort jahrzehntelang erhalten.

Wer unterwegs achtsam ist, schützt nicht nur die Umwelt, sondern trägt auch dazu bei, die Orte, die man liebt, für alle zu bewahren.

Fazit: Umweltbewusst reisen heißt auch, Mythen zu hinterfragen

Wer bewusst reist, denkt nicht nur an schöne Orte, sondern auch an deren Erhalt. Das beginnt bei der Wahl regionaler Anbieter und reicht bis zum Umgang mit Abfall. Gerade beim Thema Recycling lohnt es sich, genau hinzusehen. Viele gängige Vorstellungen wie »Plastik wird recycelt« oder »Bio-Plastik ist automatisch umweltfreundlich« halten dem Faktencheck nicht stand.

Dabei ist die Lösung oft einfacher als gedacht: weniger Müll produzieren, bewusster konsumieren und Dinge länger nutzen. Wer diese Prinzipien auch im Urlaub lebt, übernimmt Verantwortung – für sich selbst, für andere und für die Orte, die man besucht.

Verfasst am 21. Mai 2025
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