In den Bergen von Mijas

Derzeit steht bei mir Wandern hoch im Kurs und so soll es auch im Urlaub an der Costa del Sol in die Berge gehen. Schon vorher habe ich mich deshalb auf Google Maps informiert, ob es denn da überhaupt welche gibt. Und siehe da, gleich an der Küste erheben sich die Höhenzüge. Und in dem Ort, an dem ich wohnen werde, Benalmádena, gibt es sogar eine Seilbahn rauf auf den Monte Calamorro.
Reisebericht Wandern Mijas
Von Mijas hast du einen herrlichen Blick auf das Mittelmeer ( Matthew Williams-Ellis / Shutterstock.com )

Besuch in Mijas

Aber zunächst hat der Ort Mijas meine Aufmerksamkeit erregt. Mein erster Besuch ist eher etwas enttäuschend und die Gegend um die Bushaltestelle herum und das Zentrum sind sehr touristisch mit Souvenirläden voller Waren made in Hongkong oder Taiwan, Ausführung Andalusisch. Wer es mag. So schlendere ich eher lustlos durch die malerischen Gassen und mache mich bald wieder auf den Heimweg. Beim, wie immer, fantastischen Abendbuffet erzählt mir eine andere Touristin begeistert von Mijas. Und das dies überhaupt der schönste Ort sei, den sie bisher hier gesehen habe. Und schon gleich außerhalb des Ortes sei sie auf den schönsten Wegen spazieren gegangen. Ok, sage ich mir, Mijas, du bekommst eine zweite Chance.

Auf geht's

Schon am nächsten Tag am späten Vormittag mache ich mich erneut auf den Weg. Ich nehme den Bus. Mit dem Mietwagen ist es sicher bequemer. Aber ich will meine Reisekasse schonen, schließlich habe ich dieses Jahr noch so einiges vor. In Benalmádena Pueblo muss ich umsteigen - die Wartezeit beträgt wenige Minuten. Und schon geht es entlang des Höhenrückens vorbei an der Stupa und der Schmetterlingsfarm. Die Stupa in Benalmádena gehört übrigens zur buddhistischen Karmakagyü Linie, die ein großes Zentrum in meiner Heimatstadt besitzt. An der Costa del Sol gibt es nichts, was es nicht gibt.

Gut informiert schon fast am Ziel

Bald bin ich in Mijas und begrüße die Eseltaxis. Schon gestern sah ich einen Weg, der in die Berge führen könnte. Vorsichtshalber gehe ich in die Touristeninformation, um mich mit Informationen zu versorgen. Ich frage nach Material über Wanderungen, was die Mitarbeiterin sichtlich freut. Kommt wohl nicht so häufig vor, dass hier jemand wandern will. Dabei will Andalusien ja weg vom Billigurlaub-Image und setzt neben Golf auf Wandern. So bietet der Gran Senda de Málaga ein großes Netz an Wanderwegen, das sich von Nerja über Ronda bis nach Estepona zieht. Die Mitarbeitern überreicht mir eine Wanderkarte, auf der Wege in verschiedenen Schwierigkeitsstufen eingezeichnet sind, die auch gleich hier im Ort beginnen. Sieht alles ziemlich professionell aus. Sicherheitshalber frage ich nochmal nach, ob die Wege gut markiert sind, da ich sonst keine eigene Wanderkarte bei mir führe. Ja, ja, versichert sie mir, es sei alles mit den entsprechenden Farben gut markiert - gar nicht zu verfehlen. Es gibt Wege mit einfachem Schwierigkeitsniveau bis hin zu Wegen, die eine Bergausrüstung erfordern. Auf der Rückseite des Planes zeigen Fotos, was es hier alles zu sehen gibt und worauf man achten soll: Kein Feuer anmachen, auf den Wegen bleiben, keinen Müll wegschmeißen. Das Übliche. Ich mache mich auf den Weg Richtung Berge.

Geheime Wege

Schnell bin ich an dem Punkt, an dem ich gestern war. Sicherheitshalber werde ich jetzt diesen Polizisten fragen, ob ich auf diesem Weg in die Berge komme und dabei gleich meine neu erworbenen Spanischkenntnisse testen. Mal sehen, ob der versteht, was ich von ihm will. Ich frage, ob der Weg dort in die Berge führt. Ja, antwortet er mir, aber er kenne noch einen besseren und weist auf eine Sackgasse. Der kennt sich doch bestimmt aus in seinem Pueblo und wird doch wohl eine harmlose Touristin nicht verkohlen? Ich frage noch mal nach, ja genau, da "a la izquierda". Gut, ich mache mich auf den Weg, schließlich bin ich aufgebrochen, um was zu erleben. Ich befinde mich jetzt schon im hinteren Drittel der Straße und es ist keine Abzweigung in Sicht. Ich fühle mich wie Harry Potter auf Gleis 9 3/4 und hoffe, dass sich die Wand da hinten gleich wie von Zauberhand öffnet. Hier oben ist es schon wesentlich weniger touristisch und die Arbeiter auf einer Baustelle schauen mich mit großen Augen an. Erst als ich schon davor stehe, sehe ich die Treppe, die nach oben zur Straße führt und auf der gegenüberliegenden Seite etwas versetzt befindet sich eine Wandertafel am Beginn der Wanderwege.

La Sierra de Mijas

Ich mache mich auf den Weg und suche mir einen schönen Rundweg von überwiegend niedrigem Anforderungsniveau aus, vorbei an der Einsiedelei „Ermita de Calvario“. Schon bald bin ich froh, dass ich meine Trekkingschuhe mit Profil trage. Mir begegnet ein Mann mit Hunde, dann noch ein Touristenpärchen und ein einzelner Spaziergänger. Die Wege sind gut und deutlich farblich markiert. Ich weiß immer wo ich bin und wie es weitergeht. Und da ist schon die Kapelle. Die Landschaft ist idyllisch und die Wege sind so, wie ich sie liebe. Ich gerate in diese freudige Anspannung, die mich immer überfällt, wenn ich auf neuen schönen Wegen gehe. Ich laufe auf schmalen Bergpfaden - nicht zu schwer, nicht zu einfach. Ständig wechselt die Richtung und es ergeben sich immer wieder neue Ausblicke auf den Berg und ins Tal hinab. Ein Stück geht es entlang einer breiten Forststraße bis zu einem kleinen Steinbruch. Dann wieder bergan durch eine wunderbare Vegetation mit wilden Rosmarinsträuchern und kleinen Zwergpalmen. Wie das duftet! Blühen tut hier jetzt im Mai nicht so viel - im Frühjahr muss es wunderbar sein hier oben.

On the way

Je weiter ich mich vom Dorf entferne, umso schöner wird es. Ich bin froh, noch einmal hier her zurückgekehrt zu sein. Das wird sicher nicht meine letzte Wanderung hier sein. Schon bin ich oben und der Weg führt jetzt eben am Berghang entlang. Ich widerstehe der Versuchung, den Weg zu verlassen und auf den Grat zu klettern, um zu sehen wie es dahinter aussieht. Ich bleibe auf dem markierten Weg und pflücke auch keinen Rosmarin für zu Hause. Bald schon kommt die Abzweigung, die mich zurück ins Tal führt. Auf dem Weg bergab, der schon einige Konzentration erfordert, wünsche ich mir ein paar Wanderstöcke. Der Blick geht auf die roten Dächer von Mijas, das lichtdurchflutete Tal und weit hinten schimmert das Meer. Bald bin ich im Ort und gehe durch weiße Gassen, die reich mit Blumen geschmückt sind. Die Straßen sind mit Kieseln mosaikartig ausgelegt. Es wirkt alles wie ein Park, ein Museum - zu schön, um wahr zu sein.

We care

Ich schlendere noch durch den Ort und komme an einen Platz mit einem Haus für die Rentner. Diese Häuser sind mir in anderen spanischen Dörfern schon aufgefallen. Sie zeigen "We care" für die, die nicht mehr im Erwerbsleben stehen. Die Häuser befinden sich mitten im Ort an einem schönen Platz, der mit Blumen geschmückt ist und in dessen Mitte sich oft ein Brunnen befindet. In ihnen treffen sich die "jubilados", zum Kaffeetrinken, Plauschen und Kartenspielen. Ich statte gleich noch mal der Touristenoffice einen Besuch ab, um zu erzählen wie begeistert ich von den Bergen bin und weil ich mein Glück mitteilen möchte und fahre satt und erfüllt nach Hause.

Fazit

Diese Reise an die Costa del Sol ist voller wunderbarer Eindrücke, die meine Erwartungen weit übertreffen. Die Wanderwege in die Berge von Mijas beginnen gleich oberhalb des Ortes und sind leicht zugänglich. Die unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsstufen machen die Wege für Anfänger geeignet. Es ist eine gute Möglichkeit zu erkunden, ob Wandern in Andalusien etwas für einen ist und man vielleicht das nächste Mal einen Wanderurlaub in Andalusien plant, was sehr zu empfehlen ist.

Empfohlene Links:

Wanderführer:

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