Die wichtigsten spanischen Traditionen, Bräuche & Feste

Das Leben in Spanien ist reich an Kultur und Traditionen. Unabhängig davon, ob du nur für einen Urlaub nach Spanien fährst oder dort leben möchtest, es ist immer lohnenswert mehr über die spanische Kultur erfahren. Dieser Artikel schaut sich einige Traditionen, Bräuche, Sitten und Feste in Spanien einmal genauer an.
Spanien Traditionen
Was weißt du über die Bräuche, Traditionen und Feste in Spanien? ( BigKnell / Shutterstock.com )

Traditionen in Spanien

Spaniens Kultur und Traditionen sind so vielfältig und spannend wie die Menschen in diesem wunderschönen Land. Klar, dass es auch hier starke regionale Unterschiede gibt. Doch in einer Sache sind sich alle Spanier einig: das Leben ausgiebig zu feiern, am besten in Gesellschaft von Familie und Freunden.

Im kalten Norden gibt es jede Menge Vorurteile und Klischees über die leidenschaftlichen Spanier und ihre Verhaltensweisen. Einen Überblick darüber findest du im Beitrag 'Typisch spanisch! - Vorurteile und Wahrheit über Spanien'.

Um die spanische Lebensweise besser zu verstehen, verrate ich dir ein paar der wichtigsten, interessantesten und skurrilsten Traditionen, Sitten und Feierlichkeiten, die die spanische Kultur zu bieten hat.

Bücher-Tipps

Wenn du noch mehr über spanischen Traditionen, Bräuche und Sitten erfahren möchtest, empfehle ich dir die beiden Bücher »Fettnäpfchenführer Spanien: Wie man den Stier bei den Hörnern packt« und »Gebrauchsanweisung für Spanien«.

Kommunikation

Kommunikation ist sehr wichtig im Umgang mit den Spanierinnen und Spaniern. Erster Tipp: Lerne zumindest etwas Spanisch. Egal, wie gut du deine Sprachkenntnisse, für den Versuch gibt es auf jeden Fall schon einmal Pluspunkte.

In Spanien ist Körperkontakt viel ausgeprägter als in Deutschland. Eine Frau, die man bereits kennt, wird üblicherweise mit zwei Küsschen begrüßt. Männliche Freunde oder Familienmitglieder umarmen sich. Wenn du dein Gegenüber noch nicht kennst, dann ist Hände schütteln eine gute Option.

Das Berühren von Armen oder Schultern als Zeichen der Zuneigung ist in Spanien sehr üblich.

Die Bedeutung der Familie

La familia – die Familie – genießt einen sehr hohen Stellenwert in Spanien. Man versammelt sich gerne und oft zu gemeinsamen Essen und Feiern. Auch wenn heutzutage viele Kinder in andere Städte oder ins Ausland ziehen, bleibt der Zusammenhalt einer spanischen Familie weiterhin sehr hoch.

Die Tradition der Namensgebung: Spanier haben gewöhnlich zwei Vornamen und zwei Nachnamen. Der erste Nachname musste bis vor wenigen Jahren der des Vaters sein, der zweite von der Mutter. Heute kann man sich die Reihenfolge der Familiennamen aussuchen. Die Nachnamen werden auch nach einer Eheschließung weiterführt.

Tägliche Routinen

Die Unterschiede der spanischen Lebensweise beginnen schon früh am Morgen. Während man sich in Deutschland oft ein üppiges Frühstück zu sich nehmen, gibt es in Spanien nur einen Kaffee und einen kleinen Snack.

Allgemein ist man in Spanien relative spät: Die meisten Menschen essen gegen 13:30 Uhr zu Mittag und Abendessen gibt es oft erst nach 22 Uhr.

Vor allem an den Wochenenden im Sommer verlagert sich das Leben immer mehr in die Abend- und Nachtstunden. Bars und Clubs haben dann gerne bis morgens 6 Uhr geöffnet.

Essen & Trinken

Die spanische Küche ist weltberühmt: Tapas, Paella und viele weitere Gerichte werden im ganzen Land serviert. Anderen hingegen gibt es nur in bestimmten Regionen. Wenn du wissen willst, was in Andalusien alles auf den Tisch kommt, dann schaue mal in die Rubrik über die 'Andalusische Küche'.

Wichtige Bräuche und Sitten in Spanien

Die Siesta

Wer hat noch nicht davon gehört, dass in Spanien Siesta gehalten wird? Es ist sehr typisch, dass sich die Spanier nach dem Essen für ein kurzes Nickerchen hinlegen. Gerade in den heißen Sommermonaten ist das sehr zu empfehlen, dann bist du deutlich fitter für die langen Nächte ;)

Mehr zur Siesta erfährst du Beitrag 'Siesta und Fiesta – Spaniens heilige Kühe'.

Die spanische Pünktlichkeit

Wenn du dich mit Spaniern verabreden willst, solltest du nicht als zu großen Wert auf absolute Pünktlichkeit legen. Es kann auch schon mal 30 Minuten später werden... Also, nicht aufregen. Bestelle dir eine caña (kleines Bier) oder einen vino und übe dich in Geduld.

Spanisch gekleidet

Kleidung ist wichtig in Spanien! Wenn du am Wochenende an der Strandpromenade flanierst, wirst du sofort erkennen, wer Tourist ist. Nämlich alle im Schlabberlook mit T-Shirt, kurzer Hose und Flip-Flops...

Vor allem am Abend im Restaurant solltest du auf eine entsprechende Garderobe achten. Mehr dazu findest du im Artikel 'Die Spanier und ihre Kleidung'.

Spanische Hochzeitsbräuche

Wenn du zu einer spanischen Hochzeit eingeladen ist, solltest du die wichtigsten Hochzeitsbräuche kennen. Dazu gehören z.B. das Hochzeits-Lasso, bei dem die Braut und der Bräutigam mit einem Rosenkranz umwickelt werden.

Braut und Bräutigam verteilen kleine Geschenke während der Hochzeitsfeier (banquete de bodas). Der Bräutigam wiederum schenkt der Braut zur Hochzeit 13 Münzen aus Silber oder Gold.

Als Geschenk sind Umschläge mit Geld (sobres) üblich, die man dem Brautpaar während der Feuer überreicht.

Vatertag in Spanien (Día de San José)

Die spanische Variante des Vatertags wird jedes Jahr am 19. März gefeiert. Dieses Datum ist auf die Rolle des Heiliges Josef und die der Väter als Beschützer und Führer der Familien zurückzuführen.

Wenngleich dieser Tag überall gefeiert wird, zeigt sich Valencia besonders prächtig. Hier gibt es die Fallas, ein berühmtes Fest, bei dem große Skulpturenpuppen in der Nacht angezündet werden. Die Puppen stellen nicht selten Politiker oder aktuelle Themen dar, ähnlich wie bei den Karnevalsumzügen in Deutschland.

Ein Scherz zum 1. April käme dem Spanier spanisch vor

Am 1. April machen wir in Deutschland gerne Scherze auf Kosten unserer Mitmenschen, und wenn unser Opfer uns auf den Leim gegangen ist, rufen wir »April, April«! Würden wir Gleiches in Spanien versuchen, würde man uns für unzurechnungsfähig oder sogar bösartig halten. Nicht, dass die Spanier für solche Albernheiten nicht zu haben wären. Aber dann bitte am 28. Dezember und nicht am 1. April!

Der 28. Dezember (Día de los Santos Inocentes) ist der Tag, an dem laut dem Matthäus-Evangelium König Herodes alle Knaben töten ließ, die noch nicht zwei Jahre alt waren. Maria und Josef hatten Herodes aber ausgetrickst und befanden sich bereits auf dem Weg nach Ägypten. So ernst, dass es gleich um Leben und Tod geht, ist der 1. April bei uns ja glücklicherweise nicht.

Dies sind die beliebtesten Scherze, die Spanier am 28. Dezember auf deine Kosten machen möchten:

Falsche Telefonanrufe: heutzutage natürlich von einer speziellen App auf einem Smartphone und mit Rufnummernunterdrückung oder einer falschen Telefonnummer. Sei es der Anruf eines verärgerten Nachbarn, eines Polizisten, der ein Bußgeld verlangt, oder die freudige Nachricht über einen Lottogewinn. Wenn der Angerufene antwortet, stoppt die App, zeichnet aber die gesamte Konversation auf, sodass viele Menschen sich das anschließend anhören können und ihren Spaß haben.

Viel einfacher ist es, eine Münze auf das Pflaster des Gehsteigs zu kleben und wenn das Opfer die Münze aufheben will, haben die Umstehenden Spaß.

Du solltest misstrauisch sein, wenn dir jemand etwas Süßes anbietet. Im Inneren könnte Chili oder Wasabi sein.

Sei auch skeptisch, wenn dir jemand ein warmes Getränk anbietet. Im Zucker könnte eine tote Fliege verborgen sein.

Sei insbesondere vorsichtig, falls Kinder dir ein Heißgetränk anbieten. Es könnte mit Salz »gesüßt« sein.

Auf den Weihnachtsmärkten kann man viele täuschend echt aussehende Skorpione, Spinnen oder Kakerlaken kaufen, über welche du dann in deiner Wohnung stolperst.

Auch Zeitungen publizieren am Día de los Santes Inocentes Unsinn. Sei es, dass alle 20- bis 29-Jährigen zum Militär müssen oder dass Atlético Madrid die nationale Fußball-Meisterschaft gewonnen hat, sei es, dass an einem populären Platz in Granada ein IKEA eröffnet.

Die Uhrzeit könnte verstellt sein und der Wecker dich zur Unzeit aus dem Mittagsschlaf holen. Das funktioniert übrigens auch auf deinem Smartphone.

Natürlich gibt es bereits Apps, die dir optisch vorgaukeln, das Display deines Smartphones sei zerbrochen. Also besser nicht nur gucken, sondern auch fühlen.

Natürlich klappt auch immer der Klassiker: Jemand klebt heimlich einen kecken Spruch oder eine gruselige Puppe auf deinen Rücken, was alle außer dir zum Totlachen finden.

Die schönsten spanischen Feste

Die Spanier sind bekannt dafür, dass sie gerne und viel feiern. Da Spanien überwiegend katholisch ist, besitzen viele Feste einen religiösen Bezug. Besonders imposant wird das während der Semana Santa und den vielen weiteren Prozessionen an katholischen Feiertagen.

Die Menschen im Land kennen jedoch auch viele lokale Bräuche und heidnische Traditionen, die sie zum Anlass für verschiedene große und kleine Volksfeste – sogenannte Ferias – nehmen. Viele spanische Städte und Dörfer veranstalten im Laufe des Jahres ihre eigene feria.

Viele Volksfeste, die in Spanien regelmäßig gefeiert werden, haben einen altertümlichen oder abergläubischen Brauch zum Anlass. Andere basieren auf einer lokalen Tradition und mitunter ist ihr Ursprung auch gänzlich unbekannt.

Doch gewöhnlich sind die Feste selten. Die Spanier lieben das Feiern, egal zu welchem Anlass. Insgesamt soll es an die 25.000 »Fiestas« im Jahr geben.

Weihnachten in Spanien

Das Weihnachtsfest verläuft in Spanien ein wenig anders als in Deutschland. Die Bescherung findet nicht an Heiligabend oder wie in anderen Ländern am frühen Morgen des 25. Dezembers statt, sondern wird in Spanien traditionell erst am 6. Januar durchgeführt.

Ein weiterer Unterschied zu Weihnachten ist die Bedeutung der Mitternachtsmesse. Sie ist immer noch ein wichtiges weihnachtliches Element, gerade in den ländlichen Regionen wird im Anschluss bei einem Weihnachtsfeuer auf größeren Plätzen gemeinsam gesungen und gefeiert.

Ausführliche Informationen zu Bräuchen und Traditionen findest du in der Rubrik 'Weihnachten in Spanien'.

Tomatina in Spanien
Das La Tomatina Festival in Spanien ( Iakov Filimonov / Shutterstock.com )

Volksfeste in Spanien

Die Ferias in Spanien

Fast jede Stadt und jedes Dorf in Spanien besitzt ihre eigene Feria oder ihren eigenen Jahrmarkt. Die Zeit dieser Volksfeste dauert immer von April bis Mitte Oktober.

Die erste Feria in Andalusien findet im April in Sevilla statt (zwei Wochen nach der Semana Santa). Ursprünglich war die Feria de Abril ein Viehmarkt, der sich zu einem großen Volksfest gewandelt hat. Das Fest in Sevilla gehört zu den größten in Spanien und bietet Stände, Tanz, Musik und prachtvoll geschmückte Straßen.

Weitere wichtige Ferias sind die Feria de Málaga im August und die Feria de Córdoba im Mai.

San Fermín – der Stierlauf von Pamplona

Der Stierlauf in Pamplona in Nordspanien ist nicht nur ein Zuschauer- und Touristenmagnet, sondern auch eine in Spanien und vielen weiteren Ländern umstrittene Veranstaltung. Trotzdem ist es eine Tradition, die auf mittelalterliche Jahrmärkte fußt, bei denen Tiere auf den Festplatz getrieben und dort geschlachtet wurden.

San Fermín beginnt immer am 6. Juli um 6 Uhr morgens. Neun Tage feiern Einheimische und Besucher anschließend in ihren traditionellen rot-weißen Kostümen. Wer selbst mitlaufen will, sollte bedenken, dass es einige Teilnehmer jedes Jahr schwere Verletzungen erleiden oder sogar zu Tode kommen. Mehr Infos zu San Fermín findest du unter pamplonafiesta.com.

Tomatina – die Tomatenschlacht von Valencia

Wohin mit überreifen Tomaten? Natürlich aufs Tomatenfest. Seit den 1940er-Jahren wird es alljährlich am letzten Mittwoch im August in Buñol in der Provinz Valencia gefeiert und bietet allen Teilnehmenden die Gelegenheit, sich eine ordentliche Tomatenschlacht zu liefern.

Die Tomatina ist ein Fest ohne jeglichen politischen oder religiösen Hintergrund ist La Tomatina. Mittlerweile hat das Fest so viel internationale Aufmerksamkeit erfahren, dass viele Touristen aus dem Ausland nur deshalb anreisen, um an dem Tomatenwerfen teilzunehmen.

Traditionell beginnt das Fest mit dem »Schinkenstürmen«. Aufgabe ist es, um Punkt 10 Uhr einen etwa neun Meter hohen, eingeseiften Baumstamm (palo jabón) zu erklimmen und von dort einen Schinken herunterzunehmen.

Anschließend bewerfen sich Zehntausende Teilnehmer dann eine Stunde lang mit mehr als 150 Tonnen überreifen Tomaten. Um teilzunehmen, musst du ein Ticket kaufen. Dafür gibt auch Pakete mit Anreise von Valencia oder Barcelona.

Zum guten Ton gehört es, danach gemeinsam die Straßen vom Tomatenmatsch zu reinigen.

Johannisnacht – Fiesta de San Juan

Die Fiesta de San Juan in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni ist die spanische Variante der Sommersonnenwende. Gerade in den Regionen Valencia und Alicante sind die Festlichkeiten sehr ausgeprägt. Allgemein finden jedoch im ganzen Land Sommerfeste und Veranstaltungen rund um dieses Datum statt.

Traditionell wird die Noche de San Juan mit Feuer und Feuerwerk zelebriert. Besonders schön sind die Sonnwendfeuer an den zahlreichen spanischen Stränden.

Spanien Sitten Bräuche
Andalusische Prozessionen in der Osterzeit ( © DW )

Religiöse Feste in Spanien

Semana Santa

Die Semana Santa (Karwoche) findet jedes Jahr Palm- und Ostersonntag statt und ist für viele das wichtigste Fest des Jahres in Spanien.

Bruderschaften und Gemeinden tragen Marien- und Jesusstatuen durch die Straßen, wobei sie sich in altertümliche Gewänder kleiden, die abhängig von der jeweiligen Region sind. Die Prozessionen wird von Fackeln und Trommeln begleitet.

Insbesondere in Andalusien finden eindrucksvolle Festumzüge statt. Vor allem in Sevilla, Granada und Málaga ist die Semana Santa ein Schauspiel, sodass Touristen möglichst lange im Voraus ein Hotel buchen sollten. Für die Semana Santa kommen teilweise Hunderttausende Besucher in die Städte.

Trommelfest von San Sebastián

Das Trommelfest von San Sebastián (Tamborrada de San Sebastián) wird jedes Jahr am 20. Januar in der wunderbaren Stadt Donostia-San Sebastián im Baskenland gefeiert.

Um Mitternacht beginnt das Fest offiziell auf der Plaza de la Constitución mit dem Hissen der Fahne durch die Tamborrada Gaztelubide, wie es seit 1934 Jahr für Jahr geschieht.

Zu den Klängen des Marcha de San Sebastián und anderer Kompositionen von Raimundo Sarriegi ziehen zahlreiche echte Trommler und Fasstrommler durch die Straßen und Viertel der Stadt. Mehr Infos zum Trommelfest findest du unter www.euskoguide.com.

El Colacho – das skurrile Babyspringen

Ein Beispiel für ein außergewöhnliches lokales Fest mit alten abergläubischen Wurzeln ist das El Colacho Festival in Castrillo de Murcia, in der nordspanischen Region Burgos. Es wird immer ab Mittwochabend vor Fronleichnam bis zum Sonntag begangen und geht zurück bis ins Jahr 1620.

Bei diesem Fest werden alle Neugeborenen der Region von einem Priester gesegnet, anschließend werden sie auf Kissen gebettet und vor kleinen Altären auf die Straße gelegt. Ein verkleideter Mann, der den Teufel darstellen soll, springt in einem gelb-roten Kostüm über die Kinder, um böse Geister zu vertreiben. Nach diesem Schauspiel beginnt die Feier mit Tänzen und jeder Menge Wein.

Es gibt in Spanien unzählige weitere Feste und Feierlichkeiten. Wenn du einen Urlaub planst, dann informiere dich am besten vorher, was in deiner Region wann und wo gefeiert wird.

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