Juan de Lepe – König für einen Tag

Der walisische Adelige Henry VII war Ende des 15. Jahrhunderts der letzte englische König, der seinen Thron in einer Schlacht gewann (am Ende der Rosenkriege). Er begründete die Königsfamilie der Tudor. In der Nachwelt bekannter ist sein Sohn Henry VIII, der die Loslösung Englands von der katholischen Kirche betrieb, die anglikanische Kirche gründete und sechs Frauen heiratete, von denen er zwei hinrichten ließ.

Aber heute soll es um dessen Vater Henry VII gehen. Er war als König weise und sparsam, schloss Frieden mit Frankreich, führte keine Kriege mehr und mehrte den Wohlstand des Landes.

König Henry strebte gute Beziehungen zu Spanien an. Daher nahm er den jungen Spanier Juan de Lepe an seinem Hof in London auf. Juan war nicht von adeliger Abstammung, sondern ein gewöhnlicher Seemann aus dem Dorf Lepe an der Costa de la Luz, nahe der Grenze zu Portugal. Er war klug und gesellig und wurde allmählich zu einem engen Vertrauten des Königs. Und er teilte die Leidenschaft des Königs für das Glücksspiel.

König Henry spielte normalerweise um geringe Einsätze. Aber eines Tages versprach er beim Kartenspiel einen besonderen Einsatz, nämlich die Herrschaft über England für einen Tag – und verlor gegen Juan. Der nutzte seine gewonnen 24 Stunden der englischen Königswürde voll aus. Er sammelte Mieten, Schulden und andere Einnahmen aus dem gesamten Königreich ein. Der Legende nach konnte er ein ganzes Schiff mit seiner Beute füllen und kehrte kurz danach mit seinen Reichtümern nach Lepe zurück.

Er lebte den Rest seines Lebens in Wohlstand und spendete einen Großteil seines Vermögens an das Franziskanerkloster Nuestra Señora de la Bella in seiner Heimatstadt. Von dieser Begebenheit kommt vermutlich das spanische Sprichwort »mehr wissen als Lepe« (saber más que Lepe). In der Familienchronik des Königshauses Tudor wird Lepe als König für einen Tag übrigens verschwiegen.

Juans einzige Bitte war, auf dem Klostergelände begraben zu werden. Dort liegt er heute noch. Pater Francisco de Gonzaga hat im Jahr 1583 den Grabstein von Juan de Lepe in der Arbeit »Origine Seraphicae Religionis« beschrieben.

Verfasst am 9. April 2020
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