Siesta und Fiesta – Spaniens heilige Kühe

Wer zur frühen Nachmittagsstunde durch spanische Städte und Dörfer schlendert, wird immer dasselbe Bild vor Augen haben. Verwaiste Straßen und Plätze, heruntergelassene Rollläden, vereinzelt dringen aus der einen oder anderen Bar Tellerklappern und das ewige Geplapper des omnipräsenten Fernsehers.
Siesta Fiesta Spanien
Die Feria de Abril in Sevilla ( SandiMako / Shutterstock.com )

Die Siesta – obligatorisches Ritual

Es ist, als hole die Stadt Atem, um dann wieder unvermittelt in hektische, laute Betriebsamkeit zu verfallen. Besonders ausgeprägt präsentiert sich dieses Phänomen in den Sommermonaten, wenn sich Mensch und Tier unter der flirrenden Hitze ducken. Nur Zikaden scheinen der Bruthitze zu trotzen und … die Touristen.

Unbeirrt stapfen sie rotgesichtig durch leere Straßen und wundern sich, wo die ganzen Spanier geblieben sind. Nun, das ist leicht zu beantworten. Sie tun das, was unter diesen Umständen am Vernünftigsten ist: eine Siesta halten.

Wer selbst einmal diesem äußerst erquicklichen »Laster« gefrönt hat, wird bestätigen, dass so ein Mittagsschläfchen Wunder wirkt. Wie Phönix aus der Asche, erfrischt an Körper und Seele startet man voller Tatendrang in den Nachmittag.

Für Spanier gibt es kaum etwas Schöneres, als sich nach einem reichlichen Mittagsmahl, zu dem auch das obligatorische Gläschen Wein oder Bier gehört, in dunkle Gemächer zurückzuziehen und selig dahinzudämmern. Das ungeschriebene Gesetz der Siesta wird nicht einmal zu Fiestazeiten außer Kraft gesetzt, womit wir bei einer weiteren heiligen Kuh angekommen wären.

Fiesta, Fiesta über alles

Eines muss man den Spaniern lassen, im Feiern sind sie konsequent. Und sie verstehen etwas davon! Ob Dorffest, Taufe oder Hochzeit, überall, wo es etwas zu feiern gibt, stürzen sich Spanier mit beneidenswerter, überbordender Fröhlichkeit ins Geschehen. Nirgends sonst wird deutlicher, dass Spanier mit Vergangenheit und Zukunft weniger am Hut haben als mit der Gegenwart.

Hier und jetzt, als gäbe es kein Morgen, überlassen sich Spanier ganz dem Freudentaumel des Moments, den es mit vollen Zügen zu leben gilt. Auch übermäßiger Alkoholgenuss kann der ansteckenden Fröhlichkeit kaum etwas anhaben. Nur selten fühlen sich Spanier bemüßigt, einen Streit vom Zaun zu brechen, der von zu viel Promille befeuert ist. Der Augenblick ist zu schön, um ihn sich mit schlechter Laune zu vermiesen.

Auch in Spanien gilt, es gibt eine Zeit zum Feiern und eine zum Arbeiten. Diese Regel wird auch entsprechend rigide umgesetzt, besonders, was das Feiern angeht. Ist die Fiestazeit erst mal angebrochen, heißt es: Nichts geht mehr in Ämtern, Banken und öffentlichen Einrichtungen. Wenn überhaupt, geht der Betrieb mit angezogener Handbremse weiter, bis mit dem Ende der Fiesta langsam wieder Normalität einkehrt.

Spanier lassen sich nicht mal vom Kalender einen Feiertag wegnehmen. Fällt er auf einen Sonntag, wird kurzerhand der Montag zum Feiertag erklärt. Das nennt man Konsequenz!

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